Blutwerte bei Herzerkrankungen: Wichtige Laborwerte im Check
Im Kampf gegen Herzerkrankungen ist es ausgesprochen wichtig, bestimmte Blutwerte zu bestimmen. Denn das kleine und das große Blutbild sowie weitere Laborwerte liefern aussagekräftige Hinweise auf den Gesundheitszustand. Welche Blutwerte Sie kennen sollten.
Warum Blutwerte bei Herzerkrankungen wichtig sind
Zur präventiven Feststellung von Risikofaktoren oder zur Diagnose von Krankheiten können neben anderen Untersuchungsmethoden wie der Elektrokardiografie (EKG) oder der Echokardiografie Blutuntersuchungen sinnvoll sein:
- Risikofaktoren für eine Herzerkrankung identifizieren: Bestimmte Laborwerte wie ein zu hoher Cholesterinspiegel bergen eine erhöhte Gefahr für Herzerkrankungen. Deshalb wird zum Beispiel bei einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchung ein Blutbild erstellt, das Auskunft über Blutwerte wie Cholesterin oder Triglyceride gibt. Risikofaktoren können auf diese Weise frühzeitig erkannt und durch vorbeugende Maßnahmen beseitigt werden – noch bevor eine Erkrankung entsteht.
- Bestehende Herzerkrankungen diagnostizieren: Besteht der Verdacht auf eine Herzerkrankung werden Laboruntersuchungen als Diagnoseverfahren eingesetzt. Im Rahmen einer Notfall-Behandlung kann zum Beispiel eine Blutabnahme erfolgen, um bei einer vorliegenden Herzinfarkt-Symptomatik gezielt nach bestimmten Biomarkern (messbare medizinische Parameter) zu suchen, die den Verdacht bestätigen.
Herzwerte: Ablauf der Untersuchung und Interpretation der Blutwerte
Für eine Blutuntersuchung wird durch einen Einstich (Punktion) in eine Vene der Ellenbeuge mithilfe einer Kanüle Blut entnommen. Je nachdem, welche Werte bestimmt werden sollen, kann es sinnvoll sein, nüchtern zu dieser Untersuchung zu kommen.
Im Labor werden Biomarker wie Hormone oder Enzyme aus dem Serum, dem Plasma oder dem Vollblut bestimmt. Das Labor übermittelt sie in Form eines Laborberichts an das behandelnde Ärzte-Team. Die Werte werden anschließend unter Berücksichtigung aller Faktoren beurteilt und nicht isoliert betrachtet – ein einzelner Wert sagt in der Regel noch wenig über eine Erkrankung aus. Daher empfiehlt es sich, die Auswertung eines Laborberichts dem medizinischen Personal zu überlassen. Außerdem wichtig zu wissen: Referenzwerte weichen von Labor zu Labor ab. Wem ein Ergebnis Sorgen bereitet, sollte sich nicht verunsichern lassen und ärztliche Beratung einholen.
Laborwerte: Das verraten die Blutwerte über das Herz
Ob beim kleinen oder großen Blutbild oder bei weiterführenden Laboruntersuchungen, auffällige Blutwerte können mit verschiedenen Herzerkrankungen zusammenhängen:
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Herzinnenhautentzündung (Endokarditis)
- Koronare Herzerkrankung (KHK)
- Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)
Erythrozyten und Leukozyten
Bei einem Blutbild wird die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmt. Da sie in den Blutgefäßen für den Sauerstofftransport verantwortlich sind, gibt ihr Wert an, wie gut der Körper mit Sauerstoff versorgt ist. Zu wenig rote Blutkörperchen können eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen zur Folge haben. Zu viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind Bestandteil der Immunabwehr. Eine erhöhte Anzahl kann bei vorliegenden Symptomen auf Entzündungen des Herzmuskels oder der Herzinnenhaut hinweisen.
Gesamtcholesterin
Hohe Cholesterinwerte bergen das Risiko für Gefäßverkalkungen (Plaques). Bei einer sogenannten Arteriosklerose werden die Gefäße von diesen Plaques verengt, sodass der Blutfluss gestört wird. Eine verminderte Durchblutung des Herzens durch Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen kann zu einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) führen. Besonders gefährlich wird es, wenn ein Plaque einreißt: Es bildet sich ein Blutgerinnsel und das Gefäß wird komplett verschlossen. Die Folge ist ein akuter Herzinfarkt.
LDL- und HDL-Cholesterin
Das Gesamtcholesterin alleine ist zur Beurteilung des Risikos noch nicht ausreichend. Wichtig ist die Erkenntnis über das Verhältnis zwischen dem „schlechten“ LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein) und dem „guten“ HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein). Denn während das LDL-Cholesterin Ablagerungen in den Gefäßen begünstigt, ist das HDL für den Abtransport verantwortlich und schützt somit die Gefäße. Wünschenswert sind daher niedrige LDL- und hohe HDL-Werte.
Triglyceride
Hierbei handelt es sich um Blutfette, die ebenfalls im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen stehen. Der Mensch nimmt diese Fette mit der Nahrung auf. Sie gelangen über den Verdauungstrakt in die Blutbahn und werden von dort aus zu den Zellen transportiert, um diese mit Energie zu versorgen. Erhöhte Triglycerid-Blutwerte entstehen zum Beispiel durch energiereiche Nahrung – sie bergen das Risiko für eine Arteriosklerose.
Lipoprotein(a)
Ähnlich wie das „böse“ LDL-Cholesterin besitzt auch das Lipoprotein(a) das Potenzial, Herzerkrankungen zu verursachen. Der Eiweißstoff transportiert Fette im Blut und kann ebenfalls zu gefährlichen Gefäßablagerungen führen. Darüber, wie hoch die Konzentration im Blut ist, entscheidet allerdings die Genetik: Im Gegensatz zum LDL-Cholesterin ist der Lipoprotein(a)-Spiegel schon festgelegt und kann wenig durch die Ernährung beeinflusst werden. Treten in der Familie gehäuft Herzerkrankungen auf, ist es sinnvoll, den Laborwert bestimmen zu lassen.
Troponin I und T
Diesen Biomarkern wird zur Diagnose eines Herzinfarkts besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dahinter verbergen sich Eiweiße zur Muskelkontraktion, die ausschließlich im Herzmuskel vorkommen und bei gesunden Menschen nicht im Blut auftauchen. Werden Troponin I und T im Blut gemessen, liefern sie bei entsprechender Symptomatik deshalb den entscheidenden Hinweis auf einen Herzinfarkt. Bereits drei Stunden nach einem Herzinfarkt haben die Troponin-Werte im Testverfahren eine Sensitivität von 80 Prozent, im Zeitfenster von zehn Stunden bis fünf Tagen eine von 100 Prozent. Nach ein bis zwei Wochen normalisiert sich der Wert wieder. Neben dem Herzinfarkt können andere Ursachen für eine Troponinerhöhung infrage kommen – zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung.
Gesamt-CK (Creatinkinase) und CK-MB
Die Creatinkinase ist ein Enzym, das bei Schädigungen des Herzens vermehrt ins Blut abgegeben wird. Zur Diagnose eines Herzinfarkts ist es wichtig zu wissen, wie hoch der Anteil der CK-MB, also der herzspezifischen Creatinkinase (Myokardtyp), an der Gesamt-Creatinkinase ist: Bei einem Infarkt beträgt er in der Regel zehn bis 20 Prozent. Neben dem Herzinfarkt kommen für eine Erhöhung der Gesamt-Creatinkinase aber auch noch weitere Ursachen in Betracht. So können eine Herzmuskelentzündung oder ganz andere Beschwerden wie eine Muskelerkrankung oder ein epileptischer Anfall dahinterstecken.
LDH (Laktat-Dehydrogenase)
Das Stoffwechselenzym befindet sich in allen Zellen des Körpers. Erhöhte Werte lassen darauf schließen, dass es zu Zellschädigungen gekommen ist. Grund hierfür kann zum Beispiel ein Herzinfarkt sein. Den LDH-Laborwert zu bestimmen, dient zum Beispiel der Spätdiagnostik des Myokardinfarkts.
GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase)
Das Enzym GOT kommt in der Skelettmuskulatur, in den Leberzellen und im Herzmuskel vor. Es wird auch AST (Aspartat-Amino-Transferase) genannt. Bei Zellschädigungen wird es freigesetzt und gelangt ins Blut. Zur Diagnose des Herzinfarkts wird dieser Laborwert lediglich als unspezifischer begleitender Parameter betrachtet.
BNP (Brain Natriuretic Peptide) und NT-proBNP
Das Eiweißhormon BNP gewinnt im Zusammenhang mit einer Herzschwäche an Bedeutung. Denn ist das Herz überlastet, kommt es zu einer erhöhten Wandspannung des Herzens und das Hormon wird vermehrt freigesetzt. Die Biomarker durch Blutuntersuchungen zu kontrollieren, ist auch eine wertvolle Methode, um den Therapieerfolg bei einer Herzschwäche zu überwachen.
C-reaktives Protein (CRP)
Dieser Entzündungsmarker ist ein Eiweiß, das in der Leber gebildet wird. Liegt eine Entzündung im Körper vor, erhöht sich die Produktion des C-reaktiven Proteins schon nach wenigen Stunden um ein Vielfaches. Nach dem Abklingen der Entzündung sinkt der Blutwert rasch wieder. Ein erhöhter Laborwert könnte bei entsprechender Symptomatik daher auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen.
Blutzucker
Über eine Messung des Nüchtern-Blutzuckers kann herausgefunden werden, ob ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) vorliegt. Bei Diabetikern ist der Blutzuckerspiegel erhöht, weil sie kein oder nicht ausreichend Insulin produzieren. Das Hormon ist dafür verantwortlich, dass die Zuckermoleküle aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden. Fehlt es an Insulin verbleibt daher mehr Zucker im Blut. Diabetes mellitus gilt als Risikofaktor für die Koronare Herzkrankheit und für einen Herzinfarkt. Um solche Folgen zu verhindern, wird der Blutzuckerspiegel durch eine Therapie optimal eingestellt.
Elektrolyte
Im Blut sind auch Elektrolyte messbar: Ob Natrium, Kalium oder Magnesium – der Herzmuskel braucht sie, um reibungslos arbeiten zu können. Unter anderem werden durch diese Elektrolyte die Aktionspotenziale im Herzen gesteuert, die zur regelmäßigen Kontraktion des Herzmuskels führen. Ein Mangel kann Herzrhythmusstörungen zur Folge haben.
Homocystein
Ein erhöhter Spiegel der Aminosäure Homocystein wird als Risikofaktor für die Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit betrachtet. Grund für erhöhte Laborwerte kann ein ungesunder Lebensstil mit falscher Ernährung, Bewegungsmangel, erhöhtem Nikotin- und Alkoholkonsum sein. Außerdem spielt ein Folsäuremangel sowie ein Mangel an Vitamin B6 und Vitamin B12 eine entscheidende Rolle.