Herz & Gefäße: So funktioniert der Blutkreislauf
Jede Zelle des Körpers braucht Energie und Sauerstoff. Diese Versorgung stellt das Herz-Kreislaufsystem sicher. Das Herz pumpt Blut in die großen Arterien, die sich immer feiner verästeln. Das Blutgefäßsystem eines erwachsenen Menschen ist über 100.000 Kilometer lang.
Blutkreislauf: Wie wird das Blut durch den Körper transportiert?
Das Blutgefäßsystem ist ein stark verzweigtes Netzwerk aus Arterien, Venen, Arteriolen, Venolen und Kapillaren, die feinsten Gefäße im Körper. Arterien führen vom Herzen weg, Venen führen zum Herzen zurück, unabhängig davon, ob das Blut sauerstoffarm oder sauerstoffreich ist. Die Venen verlaufen meist parallel zu den Arterien, es gibt jedoch besonders in den Extremitäten mehr venöse Blutgefäße als Arterien, weshalb das venöse Blutsystem anteilig deutlich größer ist als das arterielle.
Das Herz ist ein Hohlmuskel, der aus spezialisierten Herzmuskelzellen, dem Myokard, besteht. Im Inneren ist es gegliedert in eine rechte und eine linke Seite, mit jeweils einem Vorhof und einer Herzkammer. Zwischen Vorhof und Herzkammer liegen die Herzklappen. Sie sind der Grund, warum Blut nur in einer Richtung durch das Herz strömen kann.
Gelangt sauerstoffarmes Blut in das Herz, wird dieses aus der rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf gepumpt. Dort findet der Gasaustausch in den Lungenbläschen statt: Sauerstoff wird aufgenommen und Kohlenstoffdioxid abgegeben. Über die Lungenvenen erreicht das Blut die linke Seite des Herzens. Vom Herz aus gelangt das Blut zunächst in die Aorta, ein großes Verteilergefäß, und von dort in den Rest des Körpers. Das Herz selbst wird von den Herzkranzgefäßen versorgt.
Um Blut in die Gefäße zu pumpen, muss sich das Herz rhythmisch kontrahieren. Diesen Herzrhythmus erzeugt das Herz selbst, es wird nicht wie andere Muskelzellen vom Gehirn gesteuert. Der Herzschlag wird autonom von sogenannten Schrittmacherzellen ausgelöst.
Das Blut: Das sind die wichtigsten Bestandteile
Etwa vier bis sechs Liter Blut hat ein erwachsener Mensch, welches ständig in Bewegung ist und durch die Blutgefäße zirkuliert. Das Herz ist der Motor des Blutkreislaufs. Es pumpt täglich etwa 10.000 Liter Blut durch den Körper, sodass jedes Organ und Gewebe mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das Blut übernimmt auch den Transport von Stoffwechselabfallprodukten.
Das Blut ist ein flüssiges Organ. Es besteht aus spezialisierten Zellen und Blutplasma. Gebildet wird das Blut im Knochenmark. Bei Knochenmarkkrebs kommt es oft zu einer Störung der Blutbildung mit lebensbedrohlichen Folgen.
Es gibt drei Arten von Blutzellen:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Aufgabe der roten Blutkörperchen ist der Transport von Sauerstoff durch Bindung an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Die Erythrozyten machen etwa 99 Prozent der festen Blutbestandteile aus.
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Die weißen Blutkörperchen sind Teil des Immunsystems und dienen der Abwehr von Krankheitserregern.
- Blutplättchen (Thrombozyten): Blutplättchen sind beteiligt an der Blutgerinnung. Sie dichten verletzte Blutgefäße ab.
Das Blutplasma besteht hauptsächlich aus Wasser. Im Plasma ist eine Vielzahl von Stoffen gelöst, darunter Vitamine, Hormone, Elektrolyte und Zucker.
Blutdruck und Puls: Steuerung über das vegetative Nervensystem
Der Blutdruck ist der Druck in den Blutgefäßen. Bei einer Blutdruckmessung gibt es stets zwei Werte: den systolischen, oberen Wert und den diastolischen, unteren Wert. Während der Austreibungsphase (Systole) des Herzens, wenn Blut in die Arterien gepresst wird, ist der Druck in den Gefäßen höher als während der Diastole, wenn sich die Hohlräume im Herz mit Blut füllen und das Herz entspannt ist.
Der Blutdruck ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Blutdruckwerte sind in der medizinischen Praxis sehr wichtig, denn ein dauerhaft erhöhter Blutdruck ist Risikofaktor für viele Herzprobleme und kann die Blutgefäße schädigen. Gesteuert wird er unter anderem vom vegetativen Nervensystem, dessen Hormone auf Herz und Gefäße wirken und letztere weit und eng stellen kann. So kann der Blutdruck an die jeweiligen Umweltbedingungen und körperliche Aktivität angepasst werden, bei Anstrengung ist er höher als in Ruhe.
Umgangssprachlich werden Puls und Herzfrequenz oft synonym verwendet. Das ist nicht ganz richtig: Der Puls ist die Ausdehnung der Gefäßwände, welche durch die vom Herzen erzeugte Druckwelle des Blutes in den Arterien entsteht. Meist gleichen sich Herzfrequenz (Herzschlag pro Minute) und Puls. Bei manchen Erkrankungen kommt es zu einem Pulsdefizit, dann entspricht der Puls nicht mehr der Herzfrequenz. Die Hormone des vegetativen Nervensystems wirken auch auf das Herz und beeinflussen so Herzfrequenz und Puls. Bei körperlicher oder emotionaler Anstrengung benötigen die Zellen mehr Blut und Sauerstoff, das Herz schlägt dann schneller.