Aneurysma: Gefährliche Ausbuchtung einer Schlagader
Ein Aneurysma ist die Ausbeulung einer Schlagader (Arterie). Sie kann im Gehirn, Bauch oder am Herz auftreten. Kleine Aneurysmen sind ungefährlich. Größere müssen operiert werden, sonst können sie reißen und zu bedrohlichen Blutungen führen. Alles über Symptome, Behandlung und Risiko lesen Sie hier.
- Im Überblick: Was ist ein Aneurysma?
- Ursachen und Risikofaktoren für ein Aneurysma
- Aneurysma tritt oft ohne Symptome auf
- Diagnose eines Aneurysmas mit MRT und Angiografie
- Behandlung eines Aneurysmas oft minimalinvasiv
- Prognose hängt von der Größe des Aneurysmas ab
- Mit gesundem Leben vorbeugen gegen ein Aneurysma
Im Überblick: Was ist ein Aneurysma?
Je älter ein Mensch wird, desto weniger elastisch sind seine Gefäße. Dann kann es passieren, dass eine Gefäßwand nachlässt und eine Ausbuchtung oder eine Art Sack bildet: ein Aneurysma. Besonders häufig entsteht ein Aneurysma an den Arterien (Schlagadern) im Bauch, am Herzen und im Gehirn. Je nachdem, an welchem Ort sich ein Aneurysma bildet, unterscheiden sich auch die Symptome und die Behandlung,
Durch die verbesserten bildgebenden Verfahren (MRT, CT) werden solche Ausbuchtungen immer häufiger und immer früher erkannt. Ist die Ausbuchtung klein, können Betroffene sehr viele Jahre ohne Gefahr damit leben. Wenn das Aneurysma jedoch stark wächst, sehr ungleichmäßig aussieht oder weitere Risikofaktoren dazukommen, kann die Schlagader an dieser Stelle reißen. Dann strömt das Blut ins umliegende Gewebe und verursacht eine lebensbedrohliche Situation.
Diese Arten von Aneurysma gibt es
Je nachdem, ob die Gefäßwände verletzt sind oder nicht, unterscheiden Mediziner verschiedene Arten von Aneurysma:
- Aneurysma verum – „echtes“ Aneurysma: Die Schichten der Gefäßwand sind heil, aber die gesamte Gefäßwand buchtet sich aus.
- Aneurysma dissecans – gespaltenes Aneurysma: Die innere Schicht der Gefäßwand ist aufgerissen. Dadurch strömt Blut zwischen die einzelnen Schichten der Wand und sammelt sich dort.
- Aneurysma spurium – „falsches“ Aneurysma: Die Gefäßwand wird verletzt, etwa nach einer Punktion oder durch einen Stoß. Dann fließt etwas Blut heraus und bildet einen Bluterguss (Hämatom). Dieser wird nach und nach von Bindegewebe umkapselt.
Ursachen und Risikofaktoren für ein Aneurysma
Jede Erkrankung, die auf die Gefäße im Körper wirkt, kann auch ein Aneurysma begünstigen. Sehr häufig werden Gefäßwände durch eine Arteriosklerose angegriffen, eine „Verkalkung“ der Gefäße. Genetische Erkrankungen, etwa das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom sowie angeborene Fehlbildungen der Blutgefäße können ebenfalls zu einem Aneurysma führen. Männer bekommen häufiger ein Aneurysma als Frauen. Außerdem erhöhen folgende Faktoren das Risiko, ein Aneurysma zu erleiden:
- Rauchen (gilt als der bedeutendste Risikofaktor!)
- hoher Blutdruck
- erhöhte Blutfette (Cholesterin)
- starker Alkoholkonsum
- hohes Alter
- genetische Veranlagung: Wenn mehrere nahe Verwandte bereits an einem Aneurysma erkrankt sind, steigt die Gefahr, selbst eines zu bekommen.
- weiße Hautfarbe
Aneurysma tritt oft ohne Symptome auf
Solange ein Aneurysma relativ klein ist, verursacht es meist keine Beschwerden und stellt oft auch keine Gefahr dar. Viele Aneurysmen wachsen nicht weiter. Betroffene können Jahrzehnte ohne Komplikationen damit leben. Erst wenn die Ausbuchtung sehr groß ist, erzeugt sie Symptome. Diese richten sich nach der betroffenen Arterie:
- Bauchaortenaneurysma: Drückt das Aneurysma auf Nerven, entstehen Bauchschmerzen und Rückenschmerzen.
- Aneurysma im Kopf: Im Gehirn sind typische Symptome für ein Aneurysma chronische Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, hängendes Lid, Sehen von Doppelbildern, Weitstellung der Pupille.
- Aneurysma am Herz: Zeichen für ein Aneurysma an der Aorta ascendens (aufsteigende Hauptschlagader) sind Schmerzen in der Brust, Husten, Atemnot, Heiserkeit und eigenartige Geräusche beim Atmen. Unbehandelt führt ein Aneurysma häufig zu Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen.
All diese Symptome sind wenig spezifisch und können auch auf andere medizinische Probleme und Erkrankungen hinweisen. Deshalb werden Aneuriysmen oft spät erkannt.
Diagnose eines Aneurysmas mit MRT und Angiografie
Aneurysmen, die keine Beschwerden verursachen, werden oft zufällig bei Routineuntersuchungen oder Untersuchungen mit anderem Fokus entdeckt. Sie sind auf Ultraschall- und Röntgenbildern meist gut zu sehen. Erst wenn die Ausbuchtung den normalen Durchmesser einer Arterie um mehr als die Hälfte erweitert hat, stufen Mediziner sie als möglicherweise kritisch ein – abhängig vom Alter und Gesundheitszustand des Betroffenen. Manchmal erkennt der Arzt auch beim Abhören mit dem Stethoskop verdächtige Strömungsgeräusche.
Besteht ein Verdacht auf ein Aneurysma, so nutzen die Ärzte detaillierte Bildgebungsverfahren. Dabei sind CT, MRT und Angiografie (radiologische Darstellung von Gefäßen) jeweils auf die Körperregion abgestimmt. Oft werden mehrere Röntgenbilder hintereinander aufgenommen, um Details gut darzustellen. Denn der Arzt muss sich ein möglichst genaues Bild von der Größe und Form des Aneurysmas machen, um einzuschätzen, wie gefährlich es ist.
Früherkennung bei einem Bauchaortenaneurysma
Um frühzeitig die Gefahr eines Bauchaortenaneurysmas zu erkennen, haben in Deutschland Männer ab 65 Jahren die Möglichkeit einer Früherkennungsuntersuchung. Dabei misst der Arzt per Ultraschall den Durchmesser der Bauchschlagader. Zeigen sich kleine Auffälligkeiten, so wird eine regelmäßige Kontrolle empfohlen. Außerdem sollten Betroffene nicht rauchen und einen erhöhten Blutdruck behandeln. Die Gefahr bedrohlicher Komplikationen ist insgesamt bei nur etwas ausgebuchteter Gefäßwand sehr gering. Wird ein Bauchaortenaneurysma mit mehr als 5,5 Zentimeter Durchmesser entdeckt, kann eine Operation jedoch sinnvoll sein. Das hängt auch vom allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ab.
Behandlung eines Aneurysmas oft minimalinvasiv
Ob und wie ein Aneurysma behandelt wird, hängt von der Lage und Größe des Aneurysmas ab und vom Gesundheitszustand des Betroffenen. Bei einem relativ jungen Menschen mit normalem Blutdruck, der nicht raucht, ist eine Operation häufig viel gefährlicher als ein Abwarten. Letztlich werden die Risiken gegeneinander abgewogen.
In vielen Fällen kann ein Aneurysma heute minimalinvasiv behandelt werden. Dadurch wird der Organismus des Betroffenen weniger belastet und der Krankenhausaufenthalt ist relativ kurz. Dafür wird über zwei kleine Schnitte, etwa in der Leiste, ein Katheter mit einem Röhrchen (Stent) zum Aneurysma geschoben. Das Blut fließt jetzt durch das Röhrchen, die Gefäßwand wird entlastet. Im Gehirn setzen die Mediziner per Katheter Mikrospiralen ein, an denen sich Blutgerinnsel festsetzen (Coiling). Diese sollen das Aneurysma abdichten. Das funktioniert jedoch nur, wenn das Aneurysma nicht zu breit ist. Bei einem Aneurysma an der aufsteigenden Hauptschlagader gibt es keine Möglichkeit einer minimalinvasiven Behandlung.
Offene Operation bei einem Aneurysma
Befindet sich das Aneurysma an einer ungünstigen Stelle oder ist sehr groß, so muss die betroffene Stelle geöffnet werden. Dann ersetzt der Chirurg das betroffene Stück Arterie durch ein künstliches Gefäß, das in die Arterie eingenäht wird. Bei Bedarf kann auch ein Y-förmiges Rohr verwendet werden. Am Herzen kann in manchen Fällen die Arterie auch ummantelt werden. Im Gehirn wird die Schlagader oft mit einem Clip verschlossen (Clipping). Nach einer offenen Operation sind ein rund zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt sowie eine Reha nötig.
Prognose hängt von der Größe des Aneurysmas ab
Eine Operation eines Aneurysmas birgt Gefahren. Das Risiko bedrohlicher Komplikationen hingegen ist insgesamt bei nur geringfügig ausgebuchteter Gefäßwand sehr niedrig. Reißt allerdings ein Aneurysma, so liegt die Sterblichkeit je nach Ort des Aneurysmas zwischen 50 und 90 Prozent. Von den Überlebenden tragen viele schwere Beeinträchtigungen davon. Deshalb muss der Arzt in jedem Fall individuell Nutzen und Risiken einer Behandlung abwägen.
Ein Aneurysma an der Bauchschlagader hat rund einer von 50 Männern zwischen 65 und 75 Jahren. Als gefährlich gilt es jedoch nur, wenn es größer als 5,5 Zentimeter ist oder sehr schnell wächst. Dann besteht die Gefahr, dass das Aneurysma reißt und sich das Blut in die Bauchhöhle ergießt. Welche Ausbuchtung im Endeffekt zu einem Riss führt und welche nicht, lässt sich vorher nicht genau sagen. Ein Riss der Gefäßwand tritt plötzlich auf und führt bei drei von vier Betroffenen zum Tod. So ein Riss kommt jedoch nur in sehr seltenen Fällen vor – die Wahrscheinlichkeit liegt unter einem Prozent.
Im Gehirn liegt die Gefahr, dass sich innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Riss am Aneurysma bildet, je nach Alter des Betroffenen, Größe des Aneurysmas und Begleitumständen zwischen 0,4 und 17,8 Prozent. Bei beiden Operationen (Clipping und Coiling) besteht ein deutliches Risiko von 25-31 Prozent für eine Behinderung oder gar den Tod.
In der Brust schätzen Mediziner die Gefahr eines lebensbedrohlichen Risses als höher ein als das Sterblichkeitsrisiko bei einer Operation, wenn das thorakale Aneurysma breiter ist als etwa 55 Millimeter (abhängig von der Körpergröße). Das Risiko, bei der Operation zu sterben, liegt je nach Alter des Patienten, Begleitumständen und Erfahrung des Operierenden zwischen einem und gut fünf Prozent. Wichtig ist es, einen spezialisierten Chirurgen zu wählen.
Mit gesundem Leben vorbeugen gegen ein Aneurysma
Wer gesund lebt, senkt damit auch das Risiko, ein Aneurysma zu bekommen. Vor allem ist es wichtig, auf Rauchen und anderen Tabakkonsum zu verzichten. Professionelle Hilfe kann dabei nützlich sein. Außerdem können folgende Faktoren dazu beitragen, ein Aneurysma zu vermeiden:
- den Blutdruck regelmäßig kontrollieren und Bluthochdruck zuverlässig behandeln
- bei den Mahlzeiten Fett meiden und auf viel Gemüse und Vollkornprodukte setzen
- den Cholesterin-Spiegel im Blick behalten
- Alkohol nur in kleinen Mengen konsumieren
- Übergewicht abbauen
- Regelmäßig Sport treiben