Herzmuskelentzündung: Myokarditis oft ohne Symptome
Eine Herzmuskelentzündung folgt meist nach einem schlecht auskurierten Infekt. Wenn Symptome auftreten, ist der Herzmuskel oft schon geschädigt. Es drohen Herzschwäche und plötzlicher Herztod. Welche Symptome gibt es und wie wird eine Myokarditis behandelt?
- Was ist eine Herzmuskelentzündung?
- Ursachen für eine Herzmuskelentzündung
- Symptome: So lässt sich eine Herzmuskelentzündung erkennen
- Diagnose einer Myokarditis per EKG
- Herzmuskelentzündung: MRT und Katheter als bildgebende Verfahren
- Dauer und Behandlung einer Herzmuskelentzündung
- Regelmäßige Kontrollen bei schwerer Myokarditis
- Folgeerkrankungen einer Myokarditis
- Herzmuskelentzündung: Gute Prognose bei Schonung
- Myokarditis vorbeugen: Bei Infekten ins Bett
Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) entsteht oft in Folge eines viralen oder bakteriellen Infekts. Kann das körpereigene Immunsystem die Krankheitserreger nicht ausreichend bekämpfen – etwa weil das Immunsystem geschwächt ist oder der Erkrankte sich nicht schont – so greifen die Erreger auf das Herz und das umliegende Gewebe über. Die Zellen im Muskelgewebe der Herzwand (Myokard) entzünden sich. In vielen Fällen heilt die Herzmuskelentzündung von alleine wieder und hinterlässt keine Schäden. Manchmal kann eine Herzmuskelentzündung jedoch zu Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder sogar zum plötzlichen Herztod führen. Eine Myokarditis kann Kinder und Jugendliche ebenso wie junge Erwachsene, vorerkrankte oder ältere Menschen befallen. Stirbt ein vermeintlich gesunder, junger Mensch plötzlich unerwartet, so ist in rund neun Prozent der Fälle eine Herzmuskelentzündung der Grund dafür.
Ursachen für eine Herzmuskelentzündung
In westlichen Industrienationen werden Herzmuskelentzündungen zum größten Teil durch Viren hervorgerufen. Außerdem führt eine Borreliose in etwa acht Prozent der Fälle zu einer Myokarditis. In Entwicklungsländern sind häufig Bakterien oder Pilze dafür verantwortlich. In seltenen Fällen können Medikamente oder krebstherapeutische Bestrahlungen sowie eine überschießende Immunreaktion (Autoimmunerkrankung) eine Herzmuskelentzündung auslösen.
Folgende Viren gelten besonders häufig als Auslöser einer Herzmuskelentzündung:
- Enteroviren (Herpangina, Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Sommergrippe)
- Adenoviren (Atemwegsinfekte, Magen-Darm-Infekte, Bindehautentzündung)
- Herpesviren (Lippenherpes, Genitalherpes)
- Erythroviren (Ringelröteln)
- Zytomegalieviren (CMV-Infektion)
- HIV (Aids)
- Hepatitisviren (Hepatitis)
Oft entsteht eine Herzmuskelentzündung, wenn jemand eine Vireninfektion nicht richtig auskuriert, etwa wenn Sportler nach einem grippalen Infekt oder einer Magen-Darm-Erkrankung zu früh wieder trainieren.
Symptome: So lässt sich eine Herzmuskelentzündung erkennen
Von einer Herzmuskelentzündung bemerken Betroffene im Anfangsstadium meist nichts. Für die Myokarditis gibt es keine eindeutigen Symptome. Erkrankte fühlen sich vielleicht etwas schlapp und sind müde, schieben das jedoch auf den durchgemachten Infekt. Erst wenn sich der Herzmuskel stärker entzündet, treten auffällige Beschwerden auf: Betroffene werden kurzatmig und müssen schon bei kleiner körperlicher Betätigung nach Luft schnappen.
Halten nach einer Infektion Schwächegefühl und Müdigkeit unerklärlich lange an, so empfiehlt es sich, die Beschwerden medizinisch abklären zu lassen.
Diagnose einer Myokarditis per EKG
Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung wird zuerst nach einem vorausgegangenen Infekt gefragt, etwa eine Erkältung oder eine Magen-Darm-Erkrankung. Dann werden mit dem Stethoskop die Herztöne abgehört und die Brust abgeklopft. Es folgt eine Messung von Puls und Blutdruck, um entwaige Abweichungen festzustellen. Ein Blick auf die Unterschenkel zeigt, ob sich dort eventuell Wasser ansammelt.
Wichtige Informationen darüber, ob das Herz gleichmäßig schlägt, liefert ein EKG. In den meisten Fällen wird dabei ein Langzeit-EKG eingesetzt. Bei einer Herzmuskelentzüdung kommt es oftmals zu Herzrhythmusstörungen wie einer Tachykardie.
Eine Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) macht deutlich, ob die Herzkammern genügend Blut in die Arterien pumpen. Oft wird diese Untersuchung über einen Schlauch in der Speiseröhre durchgeführt („Schluckecho“). Diese liegt direkt hinter dem Herzen und kann dadurch sehr genaue Bilder des Herzmuskels liefern.
Weitere Anhaltspunkte bietet eine Blutuntersuchung. Hiermit lässt sich anhand des Proteins CRP (C-reaktives Protein), der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und der Leukozytenzahl (weiße Blutkörperchen) feststellen, ob grundsätzlich eine Entzündung im Körper vorliegt. Findet sich das Eiweiß-Molekül BNP im Blut, zeigt das eine Schwächung des Herzens an. Das Eiweiß Troponin-T entsteht durch eine Zerstörung der Herzmuskelzellen. Es ist entweder ein Indiz für einen Herzinfarkt oder für eine Myokarditis. Bestimmte Antikörper im Blut können auf eine Autoimmunkrankheit oder spezielle Viren oder Bakterien hinweisen.
Herzmuskelentzündung: MRT und Katheter als bildgebende Verfahren
Bleibt es weiterhin unklar, ob ein Herzinfarkt oder eine Myokarditis für die Beschwerden verantwortlich ist, oder pumpt das Herz nur noch sehr wenig Blut in den Körper, so wird oft eine Herzkatheteruntersuchung empfohlen. Durch die Katheteruntersuchung können Gefäße und Herzkammern dargestellt und somit eine Diagnose gestellt werden.
Auch MRT, Echokardiographie und Angiographie helfen, das Ausmaß der Herzerkrankung festzustellen. Dabei können ebenso andere Herzerkrankungen wie eine ischämische Kardiomyopathie oder eine Schädigung der Herzklappen ausgeschlossen werden.
Auch Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen) weisen auf ein durch Entzündungen geschädigtes Myokard hin. Allerdings lässt sich mit all diesen Untersuchungsmethoden nicht abschließend beurteilen, ob die Entzündung am Herzmuskel abgeklungen oder noch aktiv ist.
Deshalb ist in schweren Fällen eine Biopsie des Herzmuskels nötig, bei der mit einer Nadel Gewebe aus der Herzwand entnommen wird. Im Labor kann dann festgestellt werden, ob noch Viren aktiv sind. Auch kann das entzündungsauslösende Virus bestimmt werden. Anhand des Aussehens der Zellen wird deutlich, wie stark die Herzwand entzündet ist.
Dauer und Behandlung einer Herzmuskelentzündung
Ruhe ist die wichtigste Therapie bei der Behandlung einer Herzmuskelentzündung. Um langfristige Beeinträchtigungen zu vermeiden, ist eine etwa sechsmonatige Schonung nötig, bei der kein Sport getrieben werden sollte. Bei einer leichten Myokarditis reicht diese Schonung oft als Therapie. Sie gilt auch für Hausarbeit und körperliche Anstrengung, etwa beim Treppen steigen. Wird eine Herzmuskelentzündung zu spät erkannt, so sind oft bereits irreparable Schäden an der Wand des Herzens (Myokard) entstanden. Dann gibt es kaum Möglichkeiten, langfristig eine Herzinsuffizienz zu verhindern.
Ist das Herz schon deutlich durch die Entzündung beeinträchtigt, so wird versucht, es zu stabilisieren. Dafür kommen Betablocker, ACE-Hemmer, Sartane und Diuretika (harntreibende Wirkstoffe) zum Einsatz. Die Viren besiegt der Körper oft selbst, wenn strenge Bettruhe eingehalten wird. Zusätzlich können Entero- und Adenoviren mit Interferon-ß bekämpft werden. Das Immunsystem kann mit unspezifischen Antikörpern stimuliert werden. Bakterien werden mit Antibiotika behandelt, Pilze mit Antimykotika. Bei einer starken Myokarditis müssen Betroffene auf der Intensivstation überwacht werden, weil die Lebensgefahr hoch ist.
Regelmäßige Kontrollen bei schwerer Myokarditis
Ist der Herzmuskel schon länger als sechs Monate entzündet, so hat sich die Unterdrückung des Immunsystems mit Kortison und Azathioprin (Immunsuppressivum) bewährt. Dafür muss jedoch sichergestellt sein, dass keine Viren oder Bakterien mehr aktiv sind.
Schnelle Behandlung benötigt die sehr seltene Riesenzellmyokarditis. Dafür werden Kortison, Ciclosporin und anti-CD3-Antikörper gegeben. Auch die eosinophile Myokarditis ist sehr gefährlich und wird sofort mit Kortison und Azathioprin therapiert. Bei schweren Herzrhythmusstörungen kann ein äußerlicher Impulsgeber (Defibrillator) helfen.
Im Verlauf der Behandlung wird regelmäßig kontrolliert, ob die Behandlung angeschlagen und das Herz sich stabilisiert hat. Anschließend empfehlen sich Untersuchungen im Abstand von drei bis sechs Monaten, um eine möglicherweise auftretende Herzschwäche frühzeitig zu erkennen.
Folgeerkrankungen einer Myokarditis
Entwickelt sich unbemerkt eine Herzmuskelentzündung und bleibt sie unbehandelt, so können daraus schwere Folgeerkrankungen entstehen:
- Perikarditis: Entzündung des Herzbeutel
- Perikarderguss: Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel
- Herzschwäche, etwa aufgrund von vernarbtem Muskelgewebe (bei jedem fünften Betroffenen)
- Dilatative Kardiomyopathie: Der Herzmuskel wird größer, kann aber nicht mehr ausreichend Blut in den Kreislauf pumpen
- Chronische Myokarditis: Der Herzmuskel ist durch die Erkrankung unwiederbringlich geschädigt
Besonders gefährdet sind Menschen mit einem bereits geschädigten Herzen.
Herzmuskelentzündung: Gute Prognose bei Schonung
Bei einer rechtzeitigen Behandlung, verbunden mit viel Ruhe, sind die Aussichten auch langfristig gut bei einer Herzmuskelentzündung. Bei vier von fünf Betroffenen heilt die Myokarditis komplett aus.
Tritt eine Myokarditis allerdings mit so heftigen Begleiterscheinungen auf, dass der Betroffene intensivmedizinisch behandelt werden muss, besteht ein hohes Risiko zu sterben. Besonders gefährlich sind die fulminante lymphozytäre Myokarditis und die Riesenzellmyokarditis. In manchen Fällen ist der Herzmuskel auch bereits so schwer geschädigt, dass er seine Aufgabe des Bluttransports nicht mehr erfüllen kann. Dann kann nur noch ein Spenderherz helfen.
Myokarditis vorbeugen: Bei Infekten ins Bett
Einer Herzbeutelentzündung lässt sich gut vorbeugen. Wer krank ist, sollte sich schonen. Dann muss die Arbeit liegen bleiben und das Sporttraining ausfallen. Denn der Körper braucht die Ruhe, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Schonkost und Tees können den Heilungsprozess unterstützen. Auch bei Besserung der Symptome sollte körperliche Anstrengung erst allmählich wieder begonnen werden. Im Zweifel hilft ein*e Arzt*Ärztin bei der Einschätzung des Risikos.
Außerdem können folgende Maßnahmen grundsätzlich das Immunsystem stärken:
- Ernährung mit vielen Vitaminen und Ballaststoffen
- Ausreichend Bewegung an der frischen Luft
- Genügend und regelmäßiger Schlaf
- Stress vermeiden
Zur Vorbeugung einer Myokarditis ist es ebenso ratsam, eine Impfung gegen Grippe durchführen zu lassen. Dadurch kommen Influenzaviren als mögliche Ursache der Herzmuskelentzündung nicht mehr infrage.