Stenose: Wenn es in Darm, Herz oder Wirbelsäule eng wird
Eine Stenose ist eine angeborene oder erworbene Verengung von Blutgefäßen oder anderen Hohlorganen. Sie kann an verschiedenen Stellen im Körper auftreten – abhängig von der genauen Lokalisation sprechen Fachleute beispielsweise von einer Spinalkanalstenose, ACI-Stenose, Darmstenose. Lesen Sie hier, welche Arten von Stenosen es gibt, welche Ursachen sie haben und wie sie behandelt werden.
Was ist eine Stenose?
Als Stenose bezeichnet man in der Medizin jede Form von Verengung eines Hohlraums, ihre Extremform wird Striktur genannt. Stenosen kommen vor allem in röhrenförmigen Gefäßen oder Organen vor, die einen nicht allzu großen Querschnitt aufweisen – betroffen sind unter anderem die Halsschlagader (Carotis), der Darm, der Spinalkanal (Wirbelkanal) oder auch die Herzklappen. Eine Stenose in einem Blutgefäß behindert den Blutfluss, im Darm kann der Darminhalt nicht mehr ungehindert befördert werden, die Verdauung ist massiv gestört. Je nach Lage der Stenose und der betroffenen Struktur, kommt es zu unterschiedlichen Symptomen und Krankheitsbildern.
Welche Arten von Stenose gibt es?
Eine sehr häufige Form der Stenose ist die Verengung von Blutgefäßen. Diese kann an verschiedenen Stellen im Körper auftreten – bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) sind die Herzkranzgefäße betroffen, bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) die versorgenden Gefäße der Beine und bei der zerebralen arteriellen Verschlusskrankheit (caVK) die zuführenden Blutgefäße des Gehirns. So beispielsweise bei der sogenannten Carotisstenose (auch ACI-Stenose), eine Verengung im Bereich der Halsschlagader.
Auch an den Herzklappen kann es zu Engstellen kommen, die verengte Herzklappe kann sich dann nicht mehr richtig öffnen, so auch bei einer Aortenklappenstenose oder Mitralklappenstenose.
Neben dem Herzen können ebenso andere Hohlorgane und Ausführungsgänge von einer Verengung betroffen sein, etwa bei Stenosen im Magen-Darm-Trakt, in Ausführungsgängen des Gallensystems, der ableitenden Harnwege oder der Bauchspeicheldrüse.
Bei einer Verengung des Wirbelkanals, der das Rückenmark schützend umgibt, spricht man von einer Spinalkanalstenose. Meist ist der Wirbelkanal auf Höhe der Lendenwirbelsäule (Stenose LWS) oder Halswirbelsäule (Stenose HWS) verengt.
Ursachen einer Stenose
Auslöser für eine Verengung von Blutgefäßen sind in den meisten Fällen Ablagerungen in den Gefäßinnenwänden (Arteriosklerose), die sich mit der Zeit durch zu hohe Blutfettwerte, Rauchen und Bluthochdruck bilden. Herzklappenstenosen können angeboren oder erworben sein. Bei der erworbenen Aortenklappenstenose ist meist ebenfalls Arteriosklerose für die Verengung verantwortlich, hinter einer Mitralklappenstenose steckt oftmals eine lang zurückliegende Infektion.
Stenosen in Hohlorganen und Ausführungsgängen lassen sich in der Regel auf Narben, Verwachsungen, Entzündungen, Konkremente (Gallen- oder Nierensteine) oder Tumore zurückführen.
Eine Spinalkanalstenose kann angeboren sein, in den meisten Fällen wird sie jedoch durch Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule verursacht.
Symptome: So macht sich eine Stenose bemerkbar
Die Symptome einer Stenose hängen stark von der betroffenen Körperregion ab. Bei einer Verengung von Blutgefäßen werden die entsprechenden Organe und Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu einem zunehmenden Funktionsverlust führt. Wird bei einem vollständigen Gefäßverschluss nicht medizinisch eingegriffen, stirbt das betroffene Gewebe ab – so auch bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Bei einer Herzklappenstenose kann die verengte Herzklappe sich nicht mehr richtig öffnen, das Blut staut sich vor der Engstelle und dehnt die davor liegenden Strukturen. Dies führt mit der Zeit zu einer Vergrößerung des betroffenen Vorhofes oder der Herzkammer. Erst wenn es zu den Veränderungen des Herzmuskelgewebes gekommen ist, macht sich die Stenose durch Symptome, wie abnehmende Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen oder auch Herzrhythmusstörungen bemerkbar.
Stenosen in Hohlorganen und Ausführungsgängen äußern sich stark unterschiedlich – je nachdem, welches Organ betroffen ist. So gehen Darmstenosen oft mit Krämpfen und Erbrechen einher, Stenosen der Gallenwege äußern sich in Koliken, Übelkeit und Fieber.
Typische Symptome einer Spinalkanalstenose sind Rückenschmerzen und Sensibilitätsstörungen. In fortgeschritten Fällen kann es auch zu Gang- und Empfindungsstörungen sowie zu Lähmungen kommen.
Diagnose: So wird eine Stenose festgestellt
Am Beginn jeder Diagnosestellung steht das ausführliche Patientengespräch, bei dem sämtliche Symptome und Risikofaktoren erfasst werden (Anamnese). Im weiteren Verlauf kommen vor allem bildgebende Verfahren zum Einsatz, um der Verengung auf die Spur zu kommen:
- Gefäßstenosen lassen sich mithilfe von Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Angiographie nachweisen.
- Eine Echokardiografie (Herzultraschall) macht die Herzklappen und das Strömungsverhalten des Blutes sichtbar – so werden Herzklappenstenosen diagnostiziert.
- Stenosen in Hohlorganen und Ausführungsgängen (wie Darm oder Gallenwegen) werden im Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT sichtbar.
- Auch eine Spinalkanalstenose lässt sich mithilfe von Röntgen, CT oder MRT abbilden – das MRT stellt auch Nervenbahnen sehr genau dar.
Therapie: So wird eine Stenose behandelt
Auch die Methoden der Behandlung einer Stenose hängen stark von der Art der Stenose und dem betroffenen Organ ab. Bei einer Verengung der Gefäße wird zunächst auf eine Anpassung des Lebensstils gesetzt – mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Nikotinverzicht. Ergänzend kommen Medikamente zum Einsatz, die Blutdruck, Blutfette und Blutzucker senken und das Blut verdünnen.
Liegt bereits eine massive Verengung oder sogar ein kompletter Gefäßverschluss vor, wird das Gefäß operativ gedehnt (Ballondilatation und/oder Einsatz eines Stents) oder (mit einem Bypass) überbrückt.
Eine Herzklappenstenose lässt sich nur operativ behandeln. Dabei wird die beschädigte Herzklappe ausgetauscht. Dieser Eingriff erfolgt entweder invasiv (offener Zugang durch den Brustkorb) oder minimal-invasiv (Zugang über das Gefäßsystem mithilfe eines Katheters).
Bei Stenosen in Hohlorganen und Ausführungsgängen müssen zunächst die Ursachen für die Verengung beseitigt werden. So wird eine Darmstenose beispielsweise mit Einläufen und hoher Flüssigkeitszufuhr behandelt, im Falle eines kompletten Darmverschlusses wird der verschlossene Darmteil aufgedehnt oder operativ entfernt. Auch ein Gallengang kann gedehnt und mithilfe eines Stents aufgehalten werden, bei einer Tumorerkrankung als Ursache für die Stenose wird der betroffene Gallengang chirurgisch entfernt und mit einer Dünndarmschlinge rekonstruiert.
Eine Spinalkanalstenose wird abhängig vom Schweregrad mit Medikamenten, Physiotherapie oder operativ behandelt.
Verlauf einer Stenose
Bei den meisten Stenosen handelt es sich um langsam fortschreitende Veränderungen, die vom Körper lange kompensiert werden. So äußern Gefäßstenosen sich erst, wenn die Sauerstoffversorgung nicht mehr ausreichend ist oder es zu einem plötzlichen kompletten Gefäßverschluss (wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall) kommt.
Eine fortgeschrittene Herzklappenstenose bedarf unbedingt der operativen Behandlung – andernfalls führt sie zu einer Herzschwäche, die unbehandelt zum Tod führt. Außerdem kann es durch den veränderten Blutstrom zu einem Gerinnsel im Herzen kommen, welches mit dem Blutfluss ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen kann.
Eine Spinalkanalstenose ist kein akut lebensbedrohlicher Zustand, geht aber oft mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einher. Bleibt das Rückenmark dauerhaft eingeengt, besteht die Gefahr einer Lähmung.
Stenosen in Hohlorganen und Ausführungsgängen, die durch Entzündungen ausgelöst werden, äußern sich meist sehr viel schneller durch entsprechende Symptome. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf, damit es beispielsweise nicht zum Absterben von Darmteilen kommt.
Vorbeugung einer Stenose
Angeborene Verengungen lassen sich nicht beeinflussen, mit einer gesunden Lebensweise können jedoch die Risikofaktoren für Stenosen in Gefäßen und Wirbelsäule minimiert werden. Neben einer ausgewogenen, fett- und zuckerarmen Ernährung und regelmäßiger Bewegung gehört dazu der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Wer stundenlanges Sitzen vermeidet und beim Sitzen und Stehen auf eine gute Haltung achtet, leistet einen weiteren Beitrag zur Vorbeugung von Wirbelstenosen.