Krampfadern treten oft am Bein auf.
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Venenleiden

Krampfadern: Behandlungsmöglichkeiten und was Sie selbst tun können

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Sie gehören zu den Volksleiden: Krampfadern. Oft werden sie als kosmetischer Makel gesehen, doch können sie auch gefährlich werden. Was sind Krampfadern, wie entstehen sie und wie werden sie behandelt und entfernt?

Was sind Krampfadern?

Krampfadern werden auch als Varizen bezeichnet, das zugrundeliegende Krankheitsbild als Varikose. Es kommt dabei zu einer dauerhaften Erweiterung der oberflächlichen Venen, weshalb sich diese bei Krampfadern knotig-schlängelnd, bläulich-violett unter der Haut abzeichnen. Krampfadern sind ein häufiges Venenleiden, Frauen sind bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer. Besonders ältere Menschen leiden unter Krampfadern.

Wo können Krampfadern vorkommen?

Krampfadern treten in der Regel in den Beinen auf, können aber überall im venösen System entstehen. Außerdem häufig betroffene Körperstellen sind:

  • Hoden: Krampfadern in den Hoden können sich durch geschwollene Gefäße bemerkbar machen. Sie können zu Unfruchtbarkeit führen. Krampfadern am Hoden werden als Varikozele bezeichnet.
  • Speiseröhre: Ösophagusvarizen treten beispielsweise als Symptom einer Leberzirrhose auf.
  • Hämorrhoiden: Hämorrhoiden sind geschwollene Venen im Rektalbereich und verursachen Juckreiz und Schmerzen.
  • Gesicht: Sehr feine Krampfadern können auch im Gesicht auftreten.

Gestörter Blutfluss: Wie entstehen Krampfadern?

Das venöse System ist größer als das arterielle, es dient unter anderem als Blutspeicher. Bis zu 85 Prozent des Blutes befinden sich in den Venen, sie sind weit verzweigt. Es gibt tieferliegende und oberflächliche Venen, die miteinander in Verbindung stehen. Die oberflächlichen Venen sammeln Blut aus Haut- und Fettgewebe sowie den Muskeln und führen es in die tiefen Venen ab, die sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen transportieren.

Es gibt verschiedene Arten von oberflächlichen Venen:

  • Stammvenen: Es gibt zwei Stammvenen an jedem Bein, sie sind wichtige Sammelgefäße und die größten oberflächlichen Venen.
  • Seitenastvenen: Leiten Blut in die Stammvenen und sind nur etwas feiner als diese. Varizen kommen sehr häufig in Stamm- und Seitenastvenen vor.
  • Retikuläre Venen: Stark verästelte Hautvenen mit geringer Bedeutung für den Bluttransport.
  • Besenreiser: sehr feine venöse Blutgefäße in der Haut.

Der Druck im venösen System ist sehr viel geringer als der arterielle Blutdruck, deshalb werden Venen und Kapillaren (kleinste Blutgefäße, in denen der Stoffaustausch stattfindet und die den Übergang von Arterien und Venen darstellen) auch als Niederdrucksystem bezeichnet. Um das Blut trotzdem entgegen der Schwerkraft zu befördern, helfen die Muskeln mit. Sie drücken im angespannten Zustand auf die Venen, wodurch das Blut nach oben gepresst wird. Das wird auch als Venenmuskelpumpe bezeichnet. Venenklappen verhindern einen Rückfluss.

Bei einer Venenschwäche sind die Venenklappen beschädigt, dann kann das Blut in den vorangegangenen Venenabschnitt zurückfließen. Die Folge ist eine Blutstauung. Hält die Stauung an, beispielsweise durch zu wenig Bewegung und den Ausfall der Muskelpumpe, so können sich die Gefäßwände nachhaltig verändern und erweitern. Sind die oberflächlichen Venen betroffen, bilden sich Krampfadern.

Eine Unterform hiervon bilden die Besenreiservarizen, bei denen es sich um sehr feine Krampfadern in den feinen Hautvenen handelt. Besenreiservarizen erscheinen meist wie ein feines, bläulich-violettes Netz. Sie treten oftmals am Oberschenkel auf.

Krampfadern: Ursachen und Risikofaktoren

Varizen sind ein Hinweis für schwache Venen. Sie können verschiedene Ursachen haben. Je nach Entstehungsursache werden zwei Formen von Krampfadern unterschieden. Bei primären Varizen gibt es keine direkten Auslöser für die Venenschwäche und Krampfadern, jedoch können eine Vielzahl von Risikofaktoren das Venenleiden begünstigen:

  • Schwangerschaft
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Alter
  • Genetische Veranlagung
  • Langes Stehen

Frauen haben außerdem ein erhöhtes Risiko für Venenprobleme wie Krampfadern und Besenreiser. Das weibliche Geschlechtshormon hat Einfluss auf Gefäßwände und Venenklappen und schwächt das Bindegewebe. Besonders belastet wird das Venensystem in der Schwangerschaft, weshalb es während einer Schwangerschaft und auch danach oftmals zu Varizen kommt.

Bei einer sekundären Varikose liegt eine andere Erkrankung zugrunde, welche die für die Krampfadern ursächlich ist. Häufig werden die sekundären Varizen durch eine vorangegangene Thrombose und einem damit verbundenen Blutstau in den Venen ausgelöst. Bei einer Thrombose ist ein Blutgefäß durch ein Gerinnsel verstopft, wodurch es zu einer Schwellung und Stauung in den vorausgehenden Abschnitten kommt. Liegt eine tiefe Beinvenenthrombose vor, wird Blut in die oberflächlichen Venen umgeleitet. Das kann zu den bleibenden Gefäßveränderungen und Krampfadern führen.

Auch eine Rechtsherzinsuffizienz kann zu Krampfadern führen. Bei der Rechtsherzschwäche kann das Herz nicht ausreichend Blut in den Lungenkreislauf befördern, weshalb sich Blut in den Venen aufstaut.

Krampfadern: Schmerzen und weitere Symptome

Krampfadern erkennt man mit bloßem Auge. Die Venen sind in den Bereichen knubbelig-knotig erhaben unter der Schaut und schimmern bläulich-violett. Schmerzen verursachen Krampfadern meist nicht. Je nachdem wie stark die Varikose ausgeprägt ist, kommen weitere Symptome dazu:

  • Spannungsgefühl in den Beinen
  • Schwere Beine insbesondere nach langem Stehen
  • Juckreiz
  • Krämpfe
  • Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödem)

Krampfadern: Mögliche Komplikationen einer Varikose

Ist die Varikose sehr weit fortgeschritten, können sich auch offene Stellen am Bein bilden, ein Ulcus cruris. Anzeichen für das offene Bein sind:

  • Blutungen
  • Offene Wunden
  • Juckreiz und Schmerzen
  • Starke Schwellung
  • Braunfärbung der Haut

Ein Ulcus cruris kann unbehandelt zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen, deshalb sollte ein Verdacht stets medizinisch abgeklärt werden.

Auch kann es im Zuge der Varikose zu einer Venenentzündung und Thrombose kommen. Deshalb sollte bei starken, plötzlichen Schmerzen umgehend der Notruf gewählt und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Diagnose: Wie werden Krampfadern festgestellt?

Zu Beginn der Diagnose werden Beschwerden und Risikofaktoren erfragt, etwa eine vorangegangene Schwangerschaft oder eine Häufung von Venenleiden in der Familie. Im Anschluss wird die betroffene Körperregion auf optische Veränderungen untersucht, Krampfadern sind in der Regel gut unter der Haut sichtbar. Auch werden hervorstehende Adern vorsichtig abgetastet. Druckempfindlichkeit, Hautrötung und sehr warme Stellen auf der Haut können auf oberflächliche Venenleiden hindeuten. Die körperliche Untersuchung findet in der Regel im Liegen und im Stehen statt. Im Stehen sind die Krampfadern meist stärker ausgeprägt.

Um das Venensystem gut sichtbar zu machen, erfolgt in der Regel eine Ultraschalluntersuchung (Doppler- oder Duplexsonographie) der Gefäße. Es können Venenklappen und Gefäßwände sowie der Blutstrom durch die Blutgefäße dargestellt werden.

Außerdem kann eine Kontrastmittel-Röntgenuntersuchung notwendig sein (Phlebographie) oder die Venen-Verschluss-Plethysmographie, welche misst, wie viel Blut durch ein Gefäß strömt. Mit einer Lichtsonde kann die Tätigkeit der Wadenmuskulatur überprüft werden, das Verfahren nennt sich Lichtreflexionsrheographie (LRR).

Therapie: Wie werden Krampfadern behandelt?

Nicht jede Krampfader ist behandlungsbedürftig. Erst wenn es zu einer starken Schwellung, Schmerzen oder Blutungen kommt, wird die Behandlung notwendig, um Komplikationen, etwa einer Thrombose, vorzubeugen.

Kompressionstherapie bei Krampfadern

Zur Unterstützung des Venensystems wird Betroffenen meist eine Kompressionstherapie empfohlen. Kompressionsstrümpfe erhöhen den Druck auf die Venen äußerlich und übernehmen damit in etwa die Funktion der Venenmuskelpumpe. Das Blut kann leichter zum Herz zurückfließen. Das wirkt der weiteren Stauung von Blut entgegen.

Welche Medikamente bei Varikose?

Varizen lassen sich nicht mit Medikamenten heilen oder entfernen, jedoch können Tabletten und Cremes die Symptome lindern.

Es gibt eine Vielzahl von freiverkäuflichen Präparaten zur Behandlung von Krampfadern, die das Venensystem stärken können. Ödemprotektiva machen die Gefäßwände undurchlässig, wodurch Flüssigkeit nicht so leicht in das umliegende Gewebe einsickern kann und Ödeme reduziert werden. Die pflanzlichen Medikamente enthalten Inhaltsstoffe aus der Rosskastanie, dem Roten Weinlaub und dem Mäusedornwurzelstock. Auch präventiv sollen sie einer Venenschwäche vorbeugen.

Bei sehr fortgeschrittener Varikose und einem hohen Thromboserisiko werden oft Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) eingesetzt. Diuretika können bei starker Ödembildung helfen, sie wirken entwässernd. Antikoagulantien und Diuretika sind verschreibungspflichtig und können Nebenwirkungen haben, nicht jeder darf sie einnehmen.

Was kann man selbst gegen Krampfadern tun?

Auch sollten Betroffene einiges im Alltag beachten, um eine Verschlimmerung des Venenleidens zu verhindern.

  • Wechselduschen und Kneipp-Wassertreten: Kaltes Wasser unterstützt die Venen und beugt so geschwollenen Füßen bei Krampfadern vor.
  • Bewegung: Sport und Bewegung im Alltag hilft, die Venenmuskelpumpe zu unterstützen, wodurch ein Blutstau in den Gefäßen verhindert wird.
  • Beine hochlegen: Sind die Füße akut geschwollen, hilft es die Beine hoch zu lagern, um die Venen zu entlasten und geschwollene Krampfadern zu reduzieren.
  • Sauna vermeiden: Die hohen Temperaturen in der Sauna belasten das Venensystem. Deshalb sollte auf Saunagänge und Dampfbäder verzichtet werden.
  • Gewicht reduzieren: Starkes Übergewicht ist ein großer Risikofaktor für die Entstehung von Krampfadern und kann die Beschwerden verschlimmern. Deshalb sollten Betroffene ein gesundes Gewicht anstreben.

Varizen behandeln: Kann man Krampfadern entfernen?

Kommt es zu starken Symptomen oder sind die Risiken für Komplikationen besonders hoch, etwa weil eine tieferliegende Beinvene betroffen ist, kann ein operativer Eingriff erforderlich werden, um die Krampfadern zu entfernen. Es gibt verschiedene Verfahren zur Entfernung von Krampfadern, vor einem chirurgischen Eingriff wird stets eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um eine geeignete Methode auszuwählen:

  • Krampfadern ziehen (Venenstripping): Das Venenstripping war früher die gängigste Methode zur Entfernung von Varizen, inzwischen wird dieses Verfahren von weniger invasiven Methoden mehr und mehr abgelöst. In einigen Fällen ist das „Krampfadern ziehen“ dennoch Mittel der Wahl. Sind Stammvenen oder Seitenastvenen betroffen, können sie mittels einer Sonde ganz oder teilweise entfernt werden. Das Stripping kann unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Auch bei einer Phlebektomie wird eine Vene gezogen, allerdings wird sie nicht mit einer Sonde, sondern einem Häkchen entfernt.
  • CHIVA-Methode: Über kleine Schnitte in der Haut werden die betroffenen Venenabschnitte abgebunden und der Blutfluss so umgeleitet. Das Verfahren ist etwas schonender als das Venenstripping. Meist kann die CHIVA-Methode unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden, manchmal wird eine Vollnarkose notwendig.
  • Radiowellen- und Lasertherapie: Bei diesen minimal-invasiven Katheter-Methoden wird die betroffene Vene mit Hitze verschlossen.
  • Venen veröden (Sklerotisierung): Durch das Einspritzen eines Medikaments wird eine Entzündungsreaktion in den betroffenen Venenabschnitten provoziert. Durch die Entzündung bildet sich Narbengewebe und die Gefäßinnenwände verkleben. So wird die Krampfader verschlossen. Die Flüssigmethode wird bei kleineren Krampfadern und Besenreiservarizen angewandt, während größere Varizen mittels Schaumsklerotisierung verödet werden.

Nach einem operativen Eingriff schließt in der Regel eine mehrwöchige Kompressionstherapie an. Betroffene müssen Kompressionsstrümpfe oder einen Kompressionsverband tragen.

Krampfadern vorbeugen: Venengesund leben

Ein gesunder Lebensstil kann Krampfadern gut vorbeugen. Besonders wenn ein familiäres Risiko besteht, ist es wichtig das Venensystem vorbeugend zu unterstützen.

Genügend Bewegung unterstützt die Venen. Fahrrad fahren, viel Laufen, und Treppensteigen stärkt die Waden und kurbelt die Venenpumpe an, so kann sich weniger Blut stauen. Wer beruflich viel steht oder sitzt, sollte gelegentlich die Position wechseln, einige Schritte gehen oder auch mal die Füße hochlagern, um einen Blutstau in den Venen zu verhindern. Übergewicht sollte vermieden werden.

Weitere Tipps, um Krampfadern vorzubeugen:

  • Einschnürende, enge Kleidung vermeiden
  • Flache Schuhe tragen
  • Fußgymnastik
  • Beine nicht überschlagen im Sitzen
  • Nicht Rauchen