Herzschrittmacher: Wie die OP abläuft
Ein Herzschrittmacher hilft bei schweren Herzrhythmusstörungen dabei, den Herzschlag zu normalisieren. Das kleine Gerät wird dauerhaft unter die Haut eingesetzt, seine Elektroden reichen direkt ins Herz. Wann ein Herzschrittmacher eingesetzt wird, wie die OP abläuft und was Betroffene danach beachten müssen.
Was ist ein Herzschrittmacher?
Wenn der Herzschlag zu langsam ist, kann die Implantation eines Herzschrittmachers notwendig sein. Die Bradykardie ist eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz weniger als 60 Mal pro Minute schlägt oder der Herzschlag zwischendurch ganz aussetzt. Betroffene leiden unter Beschwerden wie Atemnot, Schwindelgefühl bis hin zur Bewusstlosigkeit – im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod. Ihm vorzubeugen und den Herzschlag zu normalisieren, dabei kann ein Herzschrittmacher helfen.
Der Herzschrittmacher besteht aus einem kleinen Gehäuse, in dem sich eine Lithium-Batterie befindet und Elektroden. Er wird unterhalb des Schlüsselbeins oder auf der rechten oder linken Brust unter die Haut eingesetzt. Je nach Gebrauch, hält die Batterie in der Regel sieben bis zehn Jahre, danach wird der ganze Herzschrittmacher gegen einen neuen ausgetauscht.
Die Elektroden sind sehr dünne, isolierte Kabel (Sonden) und leiten den elektrischen Impuls, den der Herzschrittmacher erzeugt zum Herzen. Wenn das Herz selbst schlägt, wird kein Impuls erzeugt und weitergleitet. Gleichzeitig sammeln die Elektroden Informationen zur natürlichen Aktivität des Herzens und geben sie an den Herzschrittmacher weiter, damit sie dort gespeichert werden. Diese Informationen werden dann bei den regelmäßigen Routinekontrollen ausgewertet.
Herzschrittmacher-OP ist Routine-Eingriff
Wurden Herzschrittmacher zu Beginn Ende der 1950er-Jahre noch im Rahmen einer OP am offenen Herzen eingesetzt, ist die Herzschrittmacher-OP heute minimal-invasiv unter örtlicher Betäubung. Eine Vollnarkose ist für den einstündigen Eingriff nicht nötig, der*die Patient*in ist wach ohne Schmerzen zu verspüren.
In der Regel wird der Herzschrittmacher rechts oder links unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Die Haut in diesem Areal wird desinfiziert und örtlich betäubt. Nach einem kleinen Hautschnitt wird die Schrittmachersonden unter Röntgensicht in die dort verlaufende Schlüsselbeinvene eingeführt. Sie ist eine große Körpervene, die direkt zum Herzen führt. An passender Stelle werden die Sonden verankert, dann wird der Herzschrittmacher selbst mit ihnen verbunden und im Gewebe befestigt.
Zur Nachsorge und Überwachung wird in der Regel ein 24-stündiger Krankenhausaufenthalt notwendig, bei Beschwerden entsprechend länger. Damit die Sonden nicht verrutschen, sollten sich Patient*innen nach der OP schonen, etwa zwei bis vier Wochen später sind meistens sämtliche alltätigen Bewegungen wieder möglich. Nach dem Einsetzen des Herzschrittmachers sind regelmäßige ärztliche Kontrolltermine notwendig.
Risiken und Komplikationen der Herzschrittmacher-OP
Die Herzschrittmacher-OP ist ein Routine-Eingriff, bei dem selten Komplikationen auftreten. Dennoch kann es vorkommen, dass nach der Operation eine der befestigten Sonden verrutscht. Durch eine erneute OP wird sie wieder an ihren Platz verschoben. Auch ein Bluterguss auf der Haut ist in der Regel harmlos und verschwindet alleine wieder.
Möglich ist eine Fehllage der Sonden, was zu Herzrhytmusstörungen, einer gestörten Funktion des Schrittmachers führen kann oder sogar die Gefäße verletzen kann. Da Beschwerden in solchen Fällen meist unmittelbar auftreten, werden sie noch im Krankenhaus entdeckt und die Lage der Sonden korrigiert.
Sehr selten kann es zu einer Infektion am Schrittmacher oder den Sonden kommen. Anzeichen darauf sind Fieber und eine gerötete, erwärmte Haut mit Spannungsgefühlen. In diesem Fall sollten Betroffene umgehend ärztliche Hilfe einholen. Die Infektion kann auch erst Jahre nach dem Eingriff auftreten.
Wann benötigt man einen Herzschrittmacher?
Grundsätzlich wird ein Herzschrittmacher bei einem langsamen Herzschlag eingesetzt. Allerdings gibt es auch Ursachen für eine Bradykardie, die keinen Herzschrittmacher erfordern. Dazu zählt Leistungsport, eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein verlangsamter Herzschlag durch Medikamente wie Betablocker.
In folgenden Fällen ist ein Herzschrittmacher dagegen angebracht:
- Erkrankungen des Sinusknotens
- Erkrankungen des AV-Knotens
- Herzrhythmusstörungen
- Bei Vorhofflimmern
- Bei Beschwerden durch die Bradykardie, zum Beispiel Schwindel oder Bewusstlosigkeit
- Wenn ein Herzstillstand möglich ist
- Nach einem Herzinfarkt, wenn die Reizweiterleitung des Herzens gestört ist
Leben mit dem Herzschrittmacher
Wer einen Herzschrittmacher implantiert bekommen hat, erhält einen entsprechenden Ausweis, der immer mitgeführt werden muss. Darin sind Angaben zur Person, dem implantierten Modell und den Einstellungen des Herzschrittmachers vermerkt. Bei Routineuntersuchungen werden diese Angaben benötigt, aber auch im Notfall kann der Ausweis wertvolle Informationen liefern. Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen sollte das Personal auf den Herzschrittmacher aufmerksam gemacht und der Ausweis vorgelegt werden. Dadurch wird ein Alarm der Sicherheitsschleuse vermieden und Betroffene können per Hand abgetastet werden.
Grundsätzlich ist die Störanfälligkeit von modernen Herzschrittmachern durch elektrische Geräte zwar sehr gering. Doch ein paar Dinge sollten Menschen mit implantiertem Gerät beachten.
- Von elektrischen Geräten können elektromagnetische Felder ausgehen, die den Herzschrittmacher stören. Hinweise dazu finden sich in der Bedienungsanleitung des jeweiligen Gerätes.
- Auch ein Induktionsherd in der Küche kann den Herzschrittmacher beeinträchtigen, Betroffene sollten 40-60 cm Abstand zwischen Herd und Herzschrittmacher einhalten.
- Gängige Geräte im Haushalt wie der WLAN-Router, Akkuschrauber, Fön oder Rasierer können in geringem Sicherheitsabstand zum Herzschrittmacher verwendet werden.
- Mobiltelefone und Smartphones sollten nicht in der Brusttasche verstaut werden.
- Wer einen älteren Herzschrittmacher hat, darf keine Untersuchung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) machen lassen, da die starken Magnete die Funktion des Herzschrittmachers erheblich stören. Moderne Geräte sind dagegen oft MRT-fähig.
Herzschrittmacher und Lebenserwartung
Grundsätzlich haben Menschen mit einem Herzschrittmacher eine vergleichbare Lebenserwartung von Menschen ohne ein solches Gerät. Verglichen mit Menschen, die trotz Herzrhythmusstörung keinen Herzschrittmacher haben, liegt ihre Lebenserwartung dagegen höher. Entscheidend für die Lebenserwartung ist auch, ob ein gesunder Lebensstil mit gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung gepflegt wird und ob andere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems vorliegen.