Medikamente bei Herz-und Gefäßkrankheiten im Überblick
Medikamente sind einer der wichtigsten Bausteine zur Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems.
Vor allem Bluthochdruck (Hypertonie) kann mit Tabletten oft gut in den Griff bekommen werden. Gleichzeitig kann so das Risiko für Folgeerkrankungen reduziert werden. Auch bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz) wird die Belastbarkeit und damit auch die Lebensqualität des*der Patienten*Patientin mit geeigneten Medikamenten meist stark verbessert. Je nach Krankheitsbild kommen bei der medikamentösen Therapie von Herz- und Gefäßerkrankungen unterschiedliche Wirkstoffgruppen zum Einsatz.
- ACE Hemmer: Standardmedikament bei Bluthochdruck und Herzschwäche
- Antiarrhythmika: Medikamentöse Therapie bei Herzrhythmusstörungen
- Kalziumantagonisten: Behandlung von Angina pectoris und koronarer Herzkrankheit
- Betablocker: Medikamente zur Senkung von Bluthochdruck
- ARNI: Alternative zu Sartanen und Betablockern bei Herzproblemen
- Digoxin: Herzmedikament zur Unterstützung der Pumpfunktion des Herzens
- Diuretika: Wassertabletten zur Senkung des Blutdrucks und Entlastung der Gefäße
- Antikoagulanzien (Blutverdünner): Prävention von Thrombose und Embolie
- Statine (Lipidsenker): Medikamente gegen erhöhte Cholesterinwerte
- Nitrathaltige Wirkstoffe: Erweiterung der Gefäße bei Herzproblemen
Zu den wichtigsten Medikamenten zur Vorbeugung und Behandlung von Herzkrankheiten, -beschwerden und Symptomen gehören:
ACE Hemmer: Standardmedikament bei Bluthochdruck und Herzschwäche
Eine der wichtigsten Medikamentenklassen zur Behandlung und Prävention von Bluthochdruck sind ACE-Hemmer. Sie verhindern die Produktion eines bestimmten Hormons in der Niere, welches natürlicherweise den Blutdruck erhöht. Durch diesen Wirkmechanismus helfen ACE-Hemmer dabei, die Gefäße zu weiten und den Blutdruck zu senken. Dies kommt vor allem Menschen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zugute. Bei einer Unverträglichkeit auf ACE-Hemmer werden oft ähnlich wirkende Sartane eingesetzt.
Antiarrhythmika: Medikamentöse Therapie bei Herzrhythmusstörungen
Antiarrhythmika werden zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) eingesetzt. Arrhythmien, etwa Herzrasen (Tachykardien) und verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), gehören zu den häufigsten Beschwerden des Herz-Kreislaufsystems. Je nachdem, welche Art von Arrhythmie vorliegt, gibt es unterschiedliche Klassen von Antiarrhythmika, die verschiedene Wirkmechanismen aufweisen. Alle sollen zu einer normalen elektrischen Tätigkeit des Herzens verhelfen.
Kalziumantagonisten: Behandlung von Angina pectoris und koronarer Herzkrankheit
Kalziumantagonisten werden insbesondere zur medikamentösen Therapie von Bluthochdruck, bei koronarer Herzkrankheit, Angina pectoris und auch bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Sie verringern den Einstrom von Kalziumionen in die Muskelzellen, was vereinfacht gesagt die Blutgefäße erweitert.
Kalziumantagonisten können als Blutdrucksenker oder auch als Antiarrhythmikum wirken. Je nachdem, an welchen Bindungsstellen Kalziumantagonisten aufgrund ihrer chemischen Struktur im Kalziumstoffwechsel andocken, werden sie in verschiedene Klassen unterteilt. Bestimmte Kalziumantagonisten sollten nicht mit Betablockern kombiniert werde, da sonst eine Drosselung der Herztätigkeit droht.
Betablocker: Medikamente zur Senkung von Bluthochdruck
Beta-Rezeptoren-Blocker, umgangssprachlich auch Betablocker, kommen vor allem bei Bluthochdruck zum Einsatz. Zudem sind sie bei koronarer Herzkrankheit, chronischer Herzinsuffizienz, Angina pectoris, unregelmäßigem Herzschlag und Herzrasen sowie Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße eine Behandlungsoption.
Durch die Hemmung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin wird der Puls gesenkt, weshalb die Gefäße und das Herz entlastet werden. Mögliche Nebenwirkungen von Betablockern sind ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) sowie ein stark verlangsamter Herzschlag. Typische Anzeichen sind Schwindel, Kreislaufbeschwerden und Benommenheit. Es gibt verschiedene Wirkstoffe aus der Klasse der Betablocker, einer der bekanntesten Vertreter unter den Betablockern ist Bisoprolol.
ARNI: Alternative zu Sartanen und Betablockern bei Herzproblemen
Seit 2016 steht zur Behandlung chronischer Herzinsuffizienz eine weitere Wirkstoffkombination zur Verfügung. Sogenannte Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (kurz ARNI) bestehen aus einem Sartan (der als Inhibitor am Angiotensin-Rezeptor AT1 wirkt) und einem Neprilysin-Inhibitor. Zusammen unterdrücken sie bestimmte Kreislauf-Hormone und senken so den Blutdruck.
Die Wirkstoffkombination kommt zum Einsatz, wenn Herzpatienten*Herzpatientinnen trotz Standardtherapien, etwa mit Betablockern oder ACE-Hemmern beziehungsweise Sartanen, Symptome zeigen. Das erste zugelassene ARNI-Medikament enthält den Wirkstoff Valsartan und als Neprilysin-Inhibitor den Wirkstoff Sacubitril. Wie auch bei vielen anderen Herzmedikamenten sind mögliche Nebenwirkungen ein verringerter Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und Einschränkungen in der Nierenfunktion.
Digoxin: Herzmedikament zur Unterstützung der Pumpfunktion des Herzens
Digoxin gehört zu den Substanzen, welche die Pumpfunktion des Herzens unterstützen. Bei Digoxin handelt es sich um ein Herzglykosid (Wirkstoffe, welche die Herzfrequenz senken) pflanzlichen Ursprungs. Digoxin kommt unter anderem bei der Behandlung von Herzschwäche und bei Herzrhythmusstörungen zum Einsatz.
Diuretika: Wassertabletten zur Senkung des Blutdrucks und Entlastung der Gefäße
Diuretika, umgangssprachlich auch als Wassertabletten bezeichnet, sind harntreibende Medikamente, die insbesondere bei der Behandlung von Bluthochdruck, Ödemen und Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen. Da auch gefährliche Nebenwirkungen, etwa Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen, möglich sind, sollten Risiko und Nutzen einer Therapie mit Entwässerungstabletten immer individuell abgewägt werden.
Antikoagulanzien (Blutverdünner): Prävention von Thrombose und Embolie
Aufgrund ihrer gerinnungshemmenden Wirkung kommen Antikoagulanzien (Gerinnungshemmer) vor allem zur Vorbeugung von Lungenembolien und Venenthrombosen zum Einsatz. Das Risiko für diese gefährlichen Komplikationen ist etwa nach Operationen, bei Bettlägerigkeit oder bei Durchblutungsstörungen erhöht. Zudem sind Blutverdünner gängige Medikamente bei der Langzeitbehandlung von Herzinfarkt-Patienten. Eines der bekanntesten Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung ist Marcumar. Das Arzneimittel enthält den Wirkstoff Phenprocoumon, der zu den Vitamin-K-Antagonisten (Cumarin-Derivaten) gehört.
Statine (Lipidsenker): Medikamente gegen erhöhte Cholesterinwerte
Erhöhte Blutfettwerte sind einer der größten Risikofaktoren für Herz- und Gefäßkrankheiten. Daher haben Wirkstoffe zur Senkung der Lipide (Fette) im Blut eine wichtige Bedeutung bei der Prävention von Gefäßkrankheiten wie Arteriosklerose. Zu den wichtigsten Vertretern unter den Lipidsenkern gehören die Statine. Durch die Hemmung eines Leberenzyms wirken sie der Produktion von Cholesterin entgegen und helfen beim Abbau des unerwünschten LDL-Cholesterins.
Nitrathaltige Wirkstoffe: Erweiterung der Gefäße bei Herzproblemen
Außerdem stehen Medikamente mit nitrathaltigen oder -ähnlichen Substanzen zur Verfügung, welche die Gefäße schnell erweitern. Somit entlasten sie das Herz. Eines der Hauptindikationen für die Behandlung mit nitratähnlichen Wirkstoffen ist Angina pectoris.