Betablocker: Wirkung und Nebenwirkungen der Blutdrucksenker
Sie gehören zu den Medikamenten in Deutschland, die am häufigsten verschrieben werden: Betablocker sind eine Wirkstoffgruppe, die oftmals zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird. Wie sie wirken, welche Nebenwirkungen möglich sind und was bei der Einnahme zu beachten ist, erfahren Sie hier.
- Was sind Betablocker?
- Wirkung der Betablocker
- Betablocker: Einteilung nach Wirkung am Rezeptor-Subtyp
- Betablocker: Wann werden sie verschrieben?
- Wann Betablocker nicht eingenommen werden dürfen
- Betablocker: Nebenwirkungen der Blutdrucksenker
- Betablocker: Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
- Betablocker absetzen: Nach Absprache mit dem Arzt
Was sind Betablocker?
Sie werden meist Betablocker genannt, doch handelt es dabei eigentlich um eine Abkürzung. Betarezeptoren-Blocker oder auch Beta-Adrenozeptor-Antagonisten sind eine Wirkstoffgruppe, die meist zur Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen, etwa bei Bluthochdruck, zum Einsatz kommt. Sie senken die Herzfrequenz und den Blutdruck.
Wirkung der Betablocker
Der Name der Wirkstoffgruppe beinhaltet schon den eigentlichen Wirkmechanismus. Betarezeptorenblocker blockieren gewisse Rezeptoren im Körper, die Betarezeptoren. Diese finden sich an verschiedenen Stellen, vor allem aber am Herzen, an der glatten Muskulatur der Blutgefäße und in den Bronchien der Lunge. Auch in der Niere kommen sie in hoher Dichte vor.
In der Regel können an diese Rezeptoren Botenstoffe andocken: Die Neurotransmitter des vegetativen Nervensystems Noradrenalin und das Hormon Adrenalin. Diese steuern unbewusst die Körperfunktionen. Sie regulieren beispielsweise den Herzschlag und die Gefäßweite, welche maßgeblichen Einfluss auf unseren Blutdruck haben.
Einfluss der Botenstoffe:
- Verengung der Blutgefäße
- Erhöhung der Herzfrequenz
- Erhöhung des Herzzeitvolumens (Menge an Blut, die pro Minute in den Körperkreislauf gepumpt wird)
Dies führt in Folge auch zu einem Anstieg des Blutdrucks.
Der Rezeptor liegt eingebettet in der Zellmembran. Ein Botenstoff kann daran andocken, wenn er an die Bindungsstelle passt. Dies funktioniert nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Ein Rezeptor ist das Schloss, ein passendes Hormon oder ein anderes Substrat ist der Schlüssel. Ist sie bereits besetzt, kann sich der Botenstoff nicht mehr an den Rezeptor binden und es wird keine Reaktion ausgelöst.
Der Betablocker besetzt nun das Schloss, wodurch ein Andocken der Stresshormone nicht mehr möglich ist. Damit bleiben die Gefäße weit. Auch die Herzfrequenz und der Blutdruck bleiben stabil. Das Herz wird geschont, denn es muss seltener pumpen und braucht weniger Energie und Sauerstoff.
Beta-Rezeptoren: Arten und Anwendung
Es gibt drei Subtypen von Beta-Rezeptoren, die jeweils an unterschiedlichen Stellen im Körper sitzen:
- Beta-1-Rezeptoren: Dieser Subtyp befindet sich vorwiegend im Herzen und in der Niere
- Beta-2-Rezeptoren: Beta-2-Rezeptoren kommen vor allem an den glatten Muskelzellen der Blutgefäße und der Bronchien vor.
- Beta-3-Rezeptoren: Kommen vor allem im Fettgewebe vor.
Betablocker: Einteilung nach Wirkung am Rezeptor-Subtyp
Es gibt verschiedene Formen von Betablockern, die bei unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt werden. Die Einteilung der Wirkstoffe erfolgt nach Subtyp, an dem die Betablocker wirken.
Früher wurden vor allem nicht-selektive Betablocker verschrieben, welche alle Formen der Rezeptoren blockieren. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Medikamente mit dem Wirkstoff Propanolol. Das ist heutzutage eher selten, meist wird spezifischer bei der Behandlung vorgegangen. Es kommen selektive Betablocker zum Einsatz, die aber niemals ganz selektiv nur an einen Subtypen binden.
Selektive Betablocker
- Beta-1-Rezeptorenblocker: Sie wirken vor allem auf das Herz und verringern die Herzfrequenz und somit auch das Herzzeitvolumen. Zu den Beta-1-Rezeptorenblockern gehören unter anderem die häufig eingesetzten Wirkstoffe Atenolol, Bisoprolol und Metoprolol.
- Beta-2-Rezeptorenblocker: Blockieren Rezeptoren außerhalb des Herzens und wirken gefäßerweiternd.
Betablocker: Wann werden sie verschrieben?
Betablocker kommen vor allem bei der Therapie von Herzproblemen und Kreislauferkrankungen zum Einsatz. Sie werden verschrieben bei:
- Bluthochdruck
- Koronarer Herzkrankheit
- Herzinsuffizienz
- Nach einem Herzinfarkt
- Herzrhythmusstörungen
Auch können Betablocker manchmal Anwendung in der Migräneprophylaxe finden.
Wann Betablocker nicht eingenommen werden dürfen
Nicht für jeden Patienten kommt eine medikamentöse Therapie mit Betablockern infrage. Menschen mit Asthma, sehr niedrigem Herzschlag (Bradykardie) oder einem bestehenden AV-Block dürfen keine Betablocker einnehmen. Ein Arzt verschreibt dann ein anderes Medikament. Zur Behandlung von Bluthochdruck können dann beispielsweise Diuretika oder auch ACE-Hemmer eingenommen werden.
Auch bei Diabetes mellitus und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist bei der Verschreibung von Betablockern Vorsicht geboten.
Betablocker: Nebenwirkungen der Blutdrucksenker
Betablocker sind meist gut verträglich, dennoch können folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Schwindel
- Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie)
- Verengung der Atemwege (teilweise asthmatische Anfälle)
- Durchblutungsstörungen der Extremitäten
- Müdigkeit
- Erektionsstörungen bei Männern
Betablocker: Gewichtszunahme möglich
Eine häufige Nebenwirkung von Betablockern ist eine mäßige Gewichtszunahme. Das hängt meist mit einem verlangsamten Stoffwechsel zusammen. Nimmt ein Patient durch die Einnahme eines Präparats stark zu, kann ein Arzt einen anderen Wirkstoff verschreiben. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil ein erhöhtes Gewicht auch ein Risikofaktor für viele Herz-Kreislauferkrankungen darstellt und Betroffenen bei Bluthochdruck oft auch eine Gewichtsreduktion empfohlen wird.
Betablocker: Sport in Maßen
Wer Betablocker einnimmt und Sport machen möchte, sollte einige Dinge beachten. Durch das Medikament wird die Herzfrequenz gedrosselt. Bei körperlicher Anstrengung muss der Körper besser durchblutet werden, die Zellen brauchen mehr Sauerstoff. Nun kann es deshalb unter der Einnahme von Betablockern dazu führen, dass das Herz nicht stark genug pumpt, um den erhöhten Bedarf zu decken. Es kommt zu Schwindel und Kreislaufproblemen. Am besten langsam mit dem Training beginnen und pausieren, wenn derartige Symptome auftreten.
Auch wenn keine Höchstleistungen mehr möglich sind, kann Sport helfen der Gewichtszunahme durch die Medikamente zu reduzieren und das Herz-Kreislaufsystem zu stärken. Deshalb sollte keinesfalls auf Sport verzichtet werden. Ausdauersportarten, wie Cardio Training oder Fahrradfahren sind besonders gut geeignet.
Betablocker: Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Es können bei der Einnahme von Betablockern Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Ein Arzt muss bei der Verschreibung von Betablockern über alle eingenommenen Medikamente informiert werden, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden. Dabei müssen auch sporadisch eingenommene Tabletten aufgezählt werden.
Vor allem kann es bei manchen blutdrucksenkenden Präparaten aus der Gruppe der Calciumkanalblocker zu Wechselwirkungen kommen: die Wirkung kann sich gegenseitig verstärken. Nicht alle Wirkstoffe dieser Gruppe beeinflussen die Wirkung von Betablockern, ein Arzt wird bei Verschreibung die Medikation und Dosierung optimal aufeinander abstimmen.
Betablocker: Alkohol sollte unbedingt vermieden werden
Alkohol und Betablocker? Leider keine gute Idee. Alkohol, vor allem in großen Mengen, kann die Wirkung und auch die Nebenwirkungen von Betablockern verstärken. Deshalb sollte in der Zeit der Einnahme auf Alkohol verzichtet werden.
Je nach Wirkstoff können die Folgen unterschiedlich stark ausfallen – Schwindel, Kreislaufprobleme sind dabei noch eher harmlos. Besonders wird die Leber belastet bei gleichzeitiger Einnahme der Blutdrucksenker und dem Konsum von Alkohol.
Auch steigt das Risiko für psychische Erkrankungen, etwa Depressionen oder gar eine Psychose. Auch wenn es einigen Betroffenen schwer fällt ganz auf Alkohol zu verzichten, ist es dennoch dringend zu empfehlen.
Betablocker absetzen: Nach Absprache mit dem Arzt
Durch die Einnahme der Betablocker erhöht sich die Dichte der Betarezeptoren im Körper. Diese nimmt nach dem Absetzen nur langsam ab. Werden die Betablocker zu schnell abgesetzt, gibt es zu viele Betarezeptoren im Körper, die nicht mehr durch den Wirkstoff blockiert sind.
Diese Botenstoffe können nun vermehrt andocken und die Symptome, gegen welche das Medikament eingenommen wurde – etwa bei Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, treten sogar stärker auf als vor der medikamentösen Therapie. Dies wird als Rebound-Effekt bezeichnet.
In jedem Fall sollte sich, wer die Betablocker absetzen möchte, mit seinem Arzt absprechen. Gemeinsam muss eine alternative medikamentöse Behandlung gefunden werden. Eigenmächtiges Absetzen kann aufgrund des Rebound-Effekts beispielsweise eine hypertensive Krise zur Folge haben: dabei steigt der Blutdruck rapide an und es drohen Gewebeschäden oder gar der Tod. Eine hypertensive Krise ist immer ein Notfall. Auch ein Herzinfarkt kann Folge des abrupten Absetzens sein.
Deshalb sollten die Betablocker stets ausgeschlichen werden. Beim Ausschleichen wird die Dosis nach und nach herabgesetzt und erst nach einer gewissen Zeit, können die Betablocker vollständig weggelassen werden.