Was ist der Puls und wann ist er zu hoch oder zu niedrig?
Der Puls ist die vom Herzschlag erzeugte Druckwelle des Blutes. Er verrät, wie schnell das Herz das Blut durch den Körper pumpt und kann an verschiedenen Stellen des Körpers gemessen werden. Innere und äußere Einflüsse und Krankheiten können den Puls beeinflussen und dauerhaft verändern – deshalb gehört die Pulsmessung zu den wichtigsten Untersuchungen in der Medizin. Lesen Sie hier, wie der Puls entsteht, wie Sie ihn messen, wann er zu hoch oder zu niedrig ist und welche Erkrankungen dahinterstecken können.
Was versteht man unter dem Puls?
Das Wort Puls stammt von dem lateinischen "pulsus" (für "Schlag") ab und bezeichnet die Zahl der Druckwellen, die sich pro Minuten an den Arterien messen lassen. Diese Druckwellen entstehen, wenn das Blut aus der linken Herzkammer in den arteriellen Kreislauf gepresst wird und dabei die Arterienwände kurzfristig dehnt. An Stellen, an denen Arterien dicht unter der Haut verlaufen, lässt sich diese Ausdehnung mit den Fingern ertasten. In der Regel entspricht der Puls der Herzfrequenz, also der Zahl der Herzschläge pro Minuten. Bei einigen Krankheiten kann der messbare Puls jedoch von der Herzfrequenz abweichen – Fachleute sprechen dann von einem Pulsdefizit.
Wie hoch darf der Puls sein?
Normalwerte für den Puls werden immer im Ruhezustand (im Sitzen oder Liegen ohne vorhergehende körperliche Anstrengung) angegeben – deshalb wird der normale Puls auch Ruhepuls genannt. Seine Höhe schwankt bei einem einzelnen Menschen nur wenig, abhängig von Alter, Geschlecht und anderen Faktoren lassen sich jedoch Unterschiede feststellen. So liegt der Ruhepuls von Frauen im Schnitt um drei Schläge über dem von Männern, außerdem sinkt er mit steigendem Alter. Auch die Schlafdauer, die Jahreszeit und der BMI haben Einfluss auf den Puls.
Normaler Puls
Alter | normaler Puls (Schläge pro Minute) |
Neugeborene | 120 bis 140 |
Kleinkinder | 100 bis 120 |
ältere Kinder und Jugendliche | 80 bis 100 |
Erwachsene | 60 bis 80 |
Senioren | unter Umständen leicht erhöht oder erniedrigt |
Sportler haben oft einen deutlich niedrigeren Ruhepuls (40 bis 60 Schläge pro Minute), weil ihr Herz so trainiert ist, dass es mit einem Schlag mehr Blut in den Körper pumpen kann.
Grundsätzlich steigt der Puls bei körperlicher Aktivität deutlich an, weil die Muskeln dabei mehr Sauerstoff benötigen, der mit dem Blut in die Zellen transportiert wird. Abhängig vom Alter sollte ein bestimmter Maximalpuls nicht überschritten werden – als Faustregel gilt hier die Formel "220 minus Lebensalter".
Zu hoch - zu niedrig: Welcher Puls ist gefährlich?
Ist der Puls dauerhaft zu hoch, belastet dies das Herz sehr und erhöht das Risiko für weitere Herz-Kreislauferkrankungen. Auch ein zu niedriger Puls muss behandelt werden - denn bei dauerhafter Mangelversorgung drohen Gewebeschäden. Wann ist der Puls zu hoch, wann ist er zu niedrig?
Zu hoher Puls
Ist der Puls dauerhaft zu hoch, spricht man von einer Tachykardie. Neben Stress und Koffein kommen hier verschiedene Krankheiten als Ursache infrage: So erhöht sich der Ruhepuls beispielsweise bei Fieber und bestimmten Schilddrüsenerkrankungen, kann aber auch ein Hinweis auf eine Herzinsuffizienz oder eine Herzrhythmusstörung sein. Fachleute empfehlen daher, einen Puls von mehr als 100 Schlägen pro Minute unbedingt ärztlich abklären zu lassen.
Zu niedriger Puls
Ist der Puls dauerhaft zu niedrig (unter 40 Schlägen pro Minute), spricht man von einer Bradykardie. Im Schlaf, bei Sportler*innen oder älteren Menschen kann die Herzfrequenz zeitweise niedrig sein, ohne dass eine Behandlung erforderlich wird. Kommen jedoch Beschwerden wie Atemnot, Müdigkeit, Schwindel oder Ohnmacht dazu, sollte die Ursache unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Hier können bestimmte Medikamente, ein Herzinfarkt, eine koronare Herzkrankheit oder bestimmte Erregungsleitungsstörungen der Auslöser sein.
Puls messen: So geht’s
Den Puls messen geht ganz einfach und ohne jegliche Risiken. Anders als beim Blutdruck messen, kann der Puls sogar ohne ein Messgerät erfasst werden. Das ist nicht immer ganz genau, aber in vielen Fällen für eine erste Orientierung hilfreich. Außerdem gibt es spezielle Pulsmessgeräte, die etwas genauer messen.
Manuelle Messung: Puls messen ohne Messgerät
Die vom Herz erzeugte Druckwelle lässt sich besonders gut dort messen, wo eine Arterie dicht unter der Hautoberfläche verläuft – beispielsweise am Handgelenk, an der Halsseite, in der Leiste oder Kniekehle. Gemessen wird immer im entspannten Zustand, am besten im Sitzen oder Liegen. Für die Messung wird eine Uhr mit Sekundenanzeige benötigt.
- Tasten Sie mit Zeige- und Mittelfinger nach der Ader, bis Sie das Pumpen gut fühlen können. Üben Sie dabei nicht zu viel Druck aus, um die Arterie nicht abzuklemmen. Das kann nicht nur das Ergebnis verfälschen, sondern bei einer am Hals durchgeführten Messung sogar zu einer Ohnmacht führen.
- Zählen Sie 30 Sekunden lang die Schläge.
- Verdoppeln Sie die so gewonnene Zahl, um die Anzahl der Pulsschläge pro Minute zu errechnen.
Technische Hilfsmittel: Pulsmessgeräte
Wer ein elektronisches Blutdruckmessgerät zuhause hat, kann meist damit auch seinen Puls direkt mitmessen. Außerdem gibt es spezielle Fitnessuhren und Pulsuhren, die am Handgelenk getragen werden und den Puls messen.
Im Krankenhaus kommen in der Regel Ohr- oder Fingerclips für die Pulsmessung zum Einsatz. Fingerclips zur Pulsmessung eignen sich auch für eine langfristige Pulsmessung, wie es beispielsweise in der Intensivmedizin manchmal notwendig ist.