Arteriosklerose führt zu einer Verengung der Blutgefäße.
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In Herz, Gehirn und Beinen

Arteriosklerose: Wenn die Gefäße verkalken

Von: Tanja Heil (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2021

Gefäßverkalkung wird sie im Volksmund genannt. Bei einer Arteriosklerose setzen sich Plaques in der Gefäßwand einer Arterie ab. Dadurch kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen. Unbehandelt können Herzinfarkte oder Schlaganfälle folgen. Was sind die Ursachen für die Gefäßverkalkung und wie lässt sie sich behandeln?

Was ist Arteriosklerose?

Als Arteriosklerose (von Griechisch arterio = Gefäß und skleros = hart) werden verschiedene entzündliche Gefäßerkrankungen bezeichnet. Umgangssprachlich bezeichnen viele Menschen eine Arteriosklerose auch als Arterienverkalkung. Sie kann große Arterien und kleinste Blutgefäße betreffen. Durch Ablagerungen in den Gefäßwänden kann Arteriosklerose zu einer sukzessiven Verengung und Aushärtung der Blutgefäße führen, wodurch die Gefäßelastizität nach und nach abnimmt.

Bei Arteriosklerose handelt es sich um einen Oberbegriff für Erkrankungen der arteriellen Gefäße:

  • Atherosklerose: Einlagerungen von Plaques in die Gefäßinnenwand (Intima) von Arterien
  • Mönckeberg-Mediasklerose: Verkalkung der mittleren Gefäßwand (Tunica Media) durch einen erhöhten Calciumspiegel im Blut. Das betroffene arterielle Gefäß verliert im Zuge der Mineraleinlagerung an Elastizität, jedoch verringert sich der Innendurchmesser nicht.
  • Arteriolosklerose: Bei der Arteriolosklerose sind die feinsten Blutgefäße betroffen. Die Erkrankung äußert sich durch eine Verdickung der inneren Gefäßwand der Arteriolen. Diabetes mellitus, Bluthochdruck und zunehmendes Alter sind Risikofaktoren.

In der Regel wird der Ausdruck Arteriosklerose synonym mit Atherosklerose verwendet, welche die häufigste Form der Arterienverkalkung ist. Ärzte verwenden für alle Formen vorzugsweise den Begriff Arteriosklerose.

Es kommt dabei zu Veränderungen in den Gefäßen. Weiße Blutkörperchen, sogenannte Fresszellen, lagern sich an den Zellen an und führen zu einer Entzündung. Wenn im Blut viel LDL-Cholesterin vorhanden ist, nehmen die Fresszellen (Makrophagen) dieses auf und blähen sich dadurch zu fetthaltigen Schaumzellen auf. Durch die Einlagerung von Mineralsalzen verkalken diese. So entstehen Ablagerungen, sogenannte Plaques. Anschließend überzieht der Körper den Belag aus Fett und Kalk mit Bindegewebe. Diese kalkhaltigen Ausbuchtungen verengen die Arterie.

Arteriosklerose: Diese Folgeerkrankungen können entstehen

Gerade bei starkem Blutstrom oder hohem Blutdruck können Plaques platzen oder reißen - ein Mediziner spricht dann von einer Plaqueruptur. Es lagern sich dort Thrombozyten (Blutplättchen) an. Innerhalb weniger Minuten kann sich dann ein Pfropf (Thrombus) aus Blutplättchen bilden. Eine Thrombose verschließt die Arterie teilweise oder komplett, was lebensbedrohliche Folgen haben kann.

Ist ein Gefäß durch arteriosklerotische Ablagerungen und/oder einen Thrombus verstopft, kann das Blut nicht mehr fließen und es kommt zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen (Ischämie). Löst sich so ein Pfropf, kann er auch an anderer Stelle im Körper ein Gefäß verstopfen (Embolie). Je nachdem, welcher Körperteil betroffen ist, kommt es zu den unterschiedlichsten Komplikationen:

  • Arterien direkt am Herzen: Sind die Herzkranzgefäße betroffen, entsteht eine Koronare Herzkrankheit (KHK). Bei körperlicher Belastung fühlen Betroffene eine Enge oder ein Brennen in der Brust (Angina pectoris). Später können auch Schmerzen auftreten, die bis in den Nacken, Rücken oder sogar in die Zähne ausstrahlen können. Herzrhythmusstörungen können ebenfalls eine Folge einer Arteriosklerose am Herzen sein. Auch ein Herzinfarkt ist eine mögliche Folge der arteriosklerotisch veränderten Herzkranzgefäße.
  • Arterien in den Beinen: Häufig sind die Arterien in den Beinen von einer Arteriosklerose betroffen. Dann sprechen Mediziner von einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). Besonders Diabetiker sind gefährdet. Oft können Betroffene nicht mehr lange laufen. Da sie häufig stehen bleiben, wird diese Erscheinung auch Schaufensterkrankheit oder Raucherbein genannt. Betroffene spüren beim Laufen Schmerzen im Oberschenkel, den Waden oder den Füßen.
  • Halsschlagader: Kann das Blut nicht mehr ungehindert ins Gehirn fließen, droht ein Sauerstoffmangel in den empfindlichen Gehirnzellen. Das kann zu Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und Schwindel führen. Wird eine Arterie komplett verschlossen, kommt es zu einem Schlaganfall. Dieser äußert sich mit Sprachstörungen und Lähmungen einer Körperhälfte.
  • Arterien an den Nieren: Wird die Blutzufuhr an den Nieren durch eine Arteriosklerose beeinträchtigt, können die Nieren ihre Funktion nicht mehr vollständig erfüllen. Als Folge drohen Bluthochdruck oder gar ein Ausfall der entsprechenden Niere.

Ursachen für Arteriosklerose

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Arteriosklerose. Dabei wird die Erkrankung jedoch nur bei jedem dritten Betroffenen diagnostiziert, schätzen Experten. Das heißt, die Dunkelziffer ist hoch. Die durch Arteriosklerose entstehenden Herz-Kreislauferkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in den Industrieländern. Früher waren Männer häufiger von Arterienverkalkung betroffen als Frauen. Das hat sich in den vergangenen Jahren jedoch verändert. Erste Gefäßveränderungen werden manchmal schon bei 30- bis 40-Jährigen beobachtet. Ab dem Rentenalter hat etwa jeder Fünfte entsprechende Ablagerungen in den Arterien. Genetische Faktoren können Arteriosklerose begünstigen. Vor allem aber sind es viele zivilisatorische Faktoren, die zur Entstehung von Arteriosklerose beitragen können:

  • Hoher Cholesterinwert
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus (Typ 2)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Stress

Arteriosklerose: Welche Symptome sind möglich?

Die Verkalkung entwickelt sich langsam über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg. Deshalb fallen mögliche Symptome nicht so deutlich auf. Sie sind abhängig davon, an welcher Arterie die Arteriosklerose auftritt. Häufig sind Schmerzen in der Brust und den Beinen ein Symptom der Arterienverkalkung. Bluthochdruck kann ein Hinweis auf Arteriosklerose sein, wobei sich Bluthochdruck und Arteriosklerose gegenseitig bedingen.

Diagnose bei Arteriosklerose

Um den Zustand einer Arterie zu beurteilen, muss der Arzt verschiedene Aspekte berücksichtigen. Zuerst wird er sich die Beschwerden schildern lassen und Vorerkrankungen erfragen wie Diabetes mellitus. Zu Beurteilung ist für den Arzt auch wichtig, ob jemand raucht und wie viel sich jemand bewegt.

Weitere Untersuchungen zur Erfassung des Gefäßstatus sind:

  • Blutdruckmessung
  • Bestimmung der Blutwerte (Blutfettwerte, Blutzucker)
  • Urinuntersuchung
  • Auskultation des Herzens (Abhören mit dem Stethoskop)

Erhärtet sich der Verdacht auf Arteriosklerose, kann eine Ultraschalluntersuchung der Arterien folgen, die sogenannte Doppler-oder Duplexsonografie.

Ein EKG sowie ein Belastungs- oder Langzeit-EKG können wichtige Hinweise liefern, ob das Herz bei Belastung ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Um den Gefäßstatus in den Beinen zu erfassen, wird der Arzt die Temperatur der Füße im Vergleich messen und beachten, ob beide Füße gleich aussehen.

Oft ertastet er auch den Puls am Hand- oder Fußgelenk, denn bei einer Arterienverkalkung in Armen und Beinen ist dieser meist abgeschwächt. Ein wichtiger Parameter ist der Knöchel-Arm-Index (ABI): Dabei wird der Blutdruck am Unterschenkel und am Oberarm sowie mit einer Doppler-Sonographie der Blutfluss gemessen.

Behandlung bei Arteriosklerose: nicht heilbar, aber beherrschbar

Welche Behandlung der Arzt bei einer Arteriosklerose empfiehlt, hängt davon ab, wie fortgeschritten die Verkalkung der Arterie ist. Bei nur leichter Arteriosklerose hilft oft schon eine Umstellung des Lebensstils mit fettarmer Ernährung und viel Bewegung.

Reicht das nicht aus, so verschreibt der Arzt Statine, die die Blutfettwerte senken. Gleichzeitig ist eine gute medikamentöse Einstellung des Blutdrucks sowie des Diabetes wichtig. Manchmal setzt der Arzt auch blutverdünnende Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel ein, um Thrombosen zu verhindern.

Operation bei Arteriosklerose

Wenn die Arteriosklerose ein Gefäß stark verengt hat, kann eine Operation nötig werden. Diese unterscheidet sich je nach Region, in der sich die zu behandelnde Arterie befindet.

Herzkranzgefäße: Durch die Blutbahn wird ein Katheter bis zur verstopften Stelle geschoben. Dort wird ein Ballon aufgeblasen und dadurch die Engstelle (Stenose) aufgedehnt. Meist wird dabei gleichzeitig ein Stent gesetzt: Ein feines Drahtgeflecht wird bei der Dehnung des Ballons exakt in die Arterie eingepasst. Es sorgt zukünftig dafür, dass sich dort kein Plaque ablagern kann. Sind gleich mehrere Koronararterien von der Arteriosklerose betroffen, wird ein Bypass nötig. Dafür wird dem Patienten ein Stück Arterie von einer anderen Stelle entnommen und am Herzen eingesetzt, um das Blut an der verschlossenen Stelle vorbeizuleiten.

Halsschlagader: Wird sie durch eine Arteriosklerose verstopft, so ist eine Carotis-Endarteriektomie (CEA) nötig. Dafür schneidet der Chirurg den Hals und das Gefäß auf und schält die Kalkablagerungen ab.

Arterien in den Beinen: Auch hier wird die Engstelle mit einem Katheter und Ballon aufgedrückt. Ein Stent verhindert, dass sich das Gefäß an dieser Stelle wieder verschließt. Sind längere Abschnitte der Arterie betroffen, wird mit einem Stück körpereigener Vene die Arterie überbrückt (Bypass). Dafür wird entweder an einer anderen Körperstelle eine Vene entnommen, oder direkt eine nebenliegende im Bein verwendet.

Der anschließende Heilungsverlauf und die Lebenserwartung nach einer Arteriosklerose hängen vom Alter und Gesundheitszustand des Patienten ab. Außerdem spielt es eine Rolle, an welcher Stelle sich die Plaques befanden und ob eine oder mehrere Stellen verengt waren. Eine Änderung des Lebensstils kann auf jeden Fall viel zur Besserung beitragen.

Arteriosklerose mit Ernährung und Bewegung vorbeugen

Arteriosklerose lässt sich gut vorbeugen. Wer früh damit beginnt, kann das Auftreten der Erkrankung oft weitgehend verhindern. Doch auch, wer schon die ersten Symptome bei sich bemerkt, kann eine gewisse Rückbildung von Arteriosklerose unterstützen und sich damit ein bisschen selbst heilen. Empfehlungen gegen Arteriosklerose sind:

  • Gesunde Ernährung mit wenig schädlichem LDL-Cholesterin und wenig Fett
  • Ausreichende und regelmäßige Bewegung
  • Verzicht auf Tabak
  • Bluthochdruck zuverlässig behandeln
  • Diabetes mellitus behandeln
  • Übergewicht reduzieren
  • Entspannungstechniken anwenden
  • Ein gutes soziales Netzwerk aufbauen