Ein Stent hält ein verschlossenes Gefäß offen und schützt vor einem Herzinfarkt.
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Herzinfarkt vorbeugen

Stent: Metallgerüst hält Blutgefäße weit

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Eine Engstelle in den Blutgefäßen kann lebensbedrohliche Folgen haben. Der Blutfluss ist behindert und ein Gerinnsel kann leichter stecken bleiben und zu einem vollständigen Verschluss führen: ein lebensbedrohlicher Zustand. Eine Operation mit Stent kann helfen: Was ist ein Stent, wie wird er eingesetzt und welche Risiken gibt es?

Was ist ein Stent?

Ein Stent ist eine Art Gerüst, meist aus Metall, das in ein Blutgefäß oder ein anderes Organ eingesetzt wird, um es zu stützen und dauerhaft offen zu halten. Oft wird ein Stent zur Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankung eingesetzt, er erleichtert den Blutfluss durch ein verengtes Gefäß und beugt einem Verschluss vor. Am häufigsten werden Stents in die Herzkranzgefäße eingesetzt, um eine Koronare Herzkrankheit zu behandeln, das geschieht meist direkt im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung. Ein Stent ist ein netzartiges, feinmaschiges Gitter. Diese Struktur erlaubt es, Stents mittels Katheter durch eine Ader an die richtige Stelle zu schieben, wo sie sich dann entfalten können.

Ein Stent unterstützt das betroffene Gefäß im Heilungsprozess, aber auch Nebenwirkungen sind möglich, etwa verliert das betroffene Gefäß an Elastizität und das Risiko einer Thrombose erhöht sich über die Zeit hinweg. Auch können weitere Operationen durch das Vorhandensein eines Stents erschwert werden.

Stents: Welche Arten der Gefäßstütze gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Stents, die sich in Material, Durchmesser und Länge unterscheiden, sodass ein Stent optimal an das betroffene Gefäß angepasst werden kann. Beispielsweise müssen Stents in Arterien oder auch der Hauptschlagader (Aorta) einem höheren Druck standhalten als in feineren Gefäßen und in den Venen. Auch gibt es Stents, die im jeweiligen Einsatzort ein Medikament abgeben, das dann lokal wirkt.

  • Unbeschichtete Stents (Bare Metal Stents, kurz BMS): Sie bestehen aus verschiedenen Metall-Legierungen mit unterschiedlichen Eigenschaften und unterscheiden sich hinsichtlich der Stabilität und Flexibilität. Medizinischer Edelstahl, Kobalt-Chrom oder auch Platin-Chrom-Legierungen werden für die Herstellung verwendet. Unbeschichtete Stents haben den Nachteil, dass Ablagerungen oftmals wieder hineinwachsen und einen erneuten Gefäßverschluss verursachen.
  • Medikament-freisetzende Stents (Drug eluting stent, kurz DES): Die Oberfläche der Gefäßstütze ist mit einer feinen Schicht eines Medikaments ummantelt, welches nach und nach lokal freigesetzt wird. Es kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die das Zellwachstum hemmen. Der Vorteil gegenüber unbeschichteten Stents liegt darin, dass es seltener zu Rückfällen kommt und die Engstelle nicht wieder zuwächst.
  • Bioresorbierbare Stents (bioresorbable Stent, kurz BRS): Wird ein Stent eingesetzt, so bleibt er für immer im Körper. Das kann das Risiko von Langzeitfolgen erhöhen. Deshalb ist ein Schwerpunkt in der Entwicklung von Stents, ein selbstständiger Abbau (Bio-Resorption) nach einem gewissen Zeitraum.

Früher kamen außerdem leicht radioaktive Stents zum Einsatz, die das Wachstum hemmen sollten, beispielsweise nach einer Tumorbehandlung. Auch soll ein Einwachsen der Gefäßwand in das Gerüst verhindert werden. Sie finden in der aktuellen Gefäßchirurgie keine Anwendung mehr.

Wann wird ein Stent eingesetzt?

Stents werden implantiert, um ein Blutgefäß oder ein anderes Hohlorgan, etwa die Gallengänge oder Speiseröhre, langfristig zu erweitern und offen zu halten. Verengungen in den Blutgefäßen entstehen oftmals durch Arteriosklerose, durch welche es zu Ablagerungen in den Gefäßwänden kommt. Die Folge sind Engstellen (Stenosen), wodurch der Blutfluss empfindlich gestört ist. Schreitet die Erkrankung fort, kann es zu einem vollständigen Gefäßverschluss kommen. Ein Stent wird beispielsweise zur Prävention eines Herzinfarkts in verengte Herzkranzgefäße eingesetzt, kommt aber auch als Akutbehandlung nach einem Herzinfarkt zum Einsatz.

Weitere Erkrankungen, die mit einem Stent behandelt werden können:

  • Carotisstenose: Bei ihr liegt ein Engpass (Stenose) in der Halsschlagader vor, welche das Gehirn mit Blut versorgt. Ein Schlaganfall droht.
  • Nierenarterienstenose: Verengungen in den Nierenarterien können verschiedene Ursachen haben und einen gefährlichen Bluthochdruck verursachen.
  • Koronare Herzkrankheit (KHK): Verengung der Herzkranzgefäße, die zu einem Herzinfarkt führen kann.
  • Schaufensterkrankheit: Bei der Schaufensterkrankheit ist der Blutfluss in den Beinen durch verengte Gefäße behindert.
  • Aneurysma: Ein Aneurysma ist eine Aussackung im Gefäß. Ein Stent kann die Gefäßwand stabilisieren.

Stent setzen: Minimal-invasiver Kathetereingriff

In der Regel erfolgt die Stentimplantation (Stenting) mittels eines minimal-invasiven Eingriffs, der perkutane transluminale Angioplastie (PTA) genannt wird. Über eine Einstichstelle in der Leiste oder dem Arm wird ein dünner Schlauch, der Katheter, zum betroffenen Gefäß geschoben. Der noch komprimierte Stent liegt über einem sogenannten Ballon. Mittels Ballondilatation wird die Gefäßverengung erweitert. Dabei wird der Ballon aufgeblasen, wodurch das Gefäß und der umschließende Stent aufgedehnt wird. Der Stent verbleibt in der Form, um das Gefäß zu stützen und einen erneuten Verschluss zu verhindern.

Darüber hinaus gibt es selbstentfaltende Stents, welche auch mit einem Katheter eingebracht werden. Im betroffenen Gefäßabschnitt wird eine komprimierende Hülle entfernt, wodurch der Stent sich auffalten kann. Das Gerüst drückt sich gegen die Gefäßwand, spannt sich entsprechend ein und kann nicht mehr verrutschen.

Der Eingriff wird meist direkt im Anschluss an die Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, sodass nur ein Termin erforderlich ist. Wird eine Engstelle, beispielsweise in den Koronargefäßen festgestellt, kann diese sofort behoben werden. Untersuchung und Eingriff erfolgen in der Regel unter örtlicher Betäubung, Patienten sind bei vollem Bewusstsein. Es wird ein Kontrastmittel gespritzt, mittels bildgebender Verfahren werden die Gefäße dargestellt, um die Operation zu überwachen und Engstellen zu erkennen.

Meist dürfen Patient*innen noch am selben Tag nach Hause. Wurde ein Stent nach einem Herzinfarkt gesetzt, wird ein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich. Ein Druckverband beugt Nachblutungen an der Einstichstelle vor. Um eine Thrombosebildung nach dem Eingriff zu verhindern, werden blutverdünnende Medikamente verabreicht, wie beispielsweise Acetylsalicylsäure. Nach der Stentimplantation sollten Betroffene sich etwa eine Woche lang schonen.

Risiken einer Stentimplantation

Die minimal-invasive Stentimplantation ist verhältnismäßig risikoarm und ein Routineeingriff. Sie ersetzt zunehmend die Bypass-Operation, bei welcher der Brustkorb geöffnet werden muss, um ein verstopftes Gefäß umzuleiten.

Trotzdem birgt der Eingriff einige Risiken:

  • Thrombose
  • Hämatom an der Einstichstelle
  • Kleinere Nachblutungen
  • Verletzung eines Blutgefäßes
  • Kurzzeitige Herzrhythmusstörungen

Auch allergische Reaktionen auf das Betäubungs- oder Kontrastmittel sind möglich.

Wann muss ein Stent erneuert werden?

Neben dem erhöhten Thromboserisiko kann eine weitere Langzeitfolge die Bildung von Narbengewebe sein, welches dann in den Stent hinein wuchert und einen erneuten Gefäßverschluss bedingt. Die In-Stent-Restenose erfordert eine erneute Behandlung, beispielsweise durch das Einsetzen eines neuen Stents in den bereits vorhandenen.

Leben mit Stent: Gibt es Einschränkungen im Alltag?

Einschränkungen nach einer Stentimplantation gibt es zumeist keine. Betroffene sollen nach einem Gefäßverschluss versuchen, Risikofaktoren zu meiden und auf einen gesunden Lebensstil zu achten, damit es nicht zu einer erneuten Stenose kommt. Gesunde Ernährung, ein normales Gewicht und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol helfen, Herz und Gefäße zu entlasten. Oft werden zusätzlich zuer mechanischen Gefäßstütze, Medikamente zum Schutz vor weiteren Erkrankungen oder der Thromboseprophylaxe verschrieben, die dauerhaft eingenommen werden müssen. Wie bei jedem Medikament kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Auch wenn das kleine Gitter aus Metall ist, stört es nicht bei medizinischen Untersuchungen wie einem MRT oder Röntgen. Auch können Betroffene unbesorgt reisen, ein Stent verursacht keine Probleme in der Sicherheitskontrolle am Flughafen.